Super Real – Hyper Wrong

Häusler Contemporary München präsentiert vom 9. Juni bis 31. Juli 2011 in der von Benita Meißner kuratierten Gruppenausstellung "Super Real – Hyper Wrong" Arbeiten von Tobias Collier, Paul Desborough, Gelitin, Matthew McCaslin, und Marco Schuler. Die Werke brechen mit der routinierten Wahrnehmung, hinterfragen das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit und entwickeln eine künstliche Gegenwelt voll Ironie und Absurdität.

Die thematische Gruppenausstellung bietet einen Ausblick über das Galerieprogramm hinweg, und zugleich einen Dialog mit vertrauten Positionen der Galerie wie z.B. Marco Schuler. Der Bruch mit der Routine beginnt bereits beim Versuch die Arbeiten bekannten Gattungen zuzuordnen. Das Bild wird zur Skulptur, die Skulptur zur Videoarbeit, während malerische Arbeiten den Galerieraum erobern.

Tobias Collier (*1972, Cornwall) untersucht in Gemälden, Installationen und Videos universale Fragen und führt in absurden Versuchsanordnungen die Grenzen menschlichen Intellekts vor Augen. Aus trivialen Alltagsmaterialien wie Stühlen, Streichhölzern oder Kaffeetassen entwickelt der Engländer Installationen die sich über jede Logik hinwegsetzen. Die bisweilen absurden Momentaufnahmen stellen wissenschaftliche Erkenntnisprozesse in Frage und entwerfen eine Kunstwelt voll Ironie und Poesie. Den Papierarbeiten der "Emptied Mind Maps" (2009) legt Tobias Collier eine formale Struktur zugrunde, die der Technik des Mind-Mapping entnommen wird. Aus verschiedenfarbig umrandeten Kästchen, Kreisen und Pfeilen erstellt er ein komplexes Gefüge. Das Schaubild wird jedoch zum rein formalen Raster, denn der Inhalt – die Wörter – sind ausgeschnitten. Die entstandenen Freiräume bieten Assoziationsmöglichkeiten für den Betrachter.

Zentrales Thema im Werk von Paul Desborough (*1966) ist die Erweiterung der Grenzen der Malerei. Ausgehend von Bild- und Textelementen, die er Gebrauchsgegenständen wie Plastiktüten entnimmt, entwickelt er Bildobjekte zwischen Malerei, Collage, Skulptur und Installation. In "I"m Still Outdoors NY" (2010) wird das Farbmaterial vom Bildträger gelöst und gewinnt eigenständige Körperlichkeit. Es gewinnt reliefartige Struktur und wird sogar zum Werkstoff im dreidimensionalen Raum. So schafft Paul Desborough eine neue Realität des Bildes.

Das österreichische Künstlerkollektiv gelitin - Wolfgang Ganter (*1968), Ali Janka (*1970), Florian Reither (*1970) und Tobias Urban (*1971) - ist seit 1993 international bekannt für unkonventionelle Happenings und Installationen. Die Gruppe bricht radikal mit dem Werte- und Kunstverständnis der Gesellschaft. Die lustbetonten, dadaistischen Interaktionen zwischen Kunst und Publikum sind in München und auf der Biennale Venedig zuletzt vor 10 Jahren zu sehen gewesen. 2011 wurde gelitin erneut geladen an der Biennale teilzunehmen. Bei Häusler Contemporary sind Arbeiten aus Plastilin zu sehen.

Die Arbeiten des New Yorkers Matthew McCaslin (*1957, Bayshore, New York) erinnern an die Werkstatt eines Tüftlers: Kabel, Fernseher, Lampen und Ventilatoren sind sein Arbeitsmaterial. Mit der Verbindung alltäglicher Dingen bildet er komplexe Installationen, in denen er die technisierte Welt ad absurdum führt. In der wegweisenden Ausstellung "Dinge in der Kunst des XX. Jahrhunderts", Haus der Kunst München 2000, war er mit einer Videoskulptur vertreten, die nun erstmals wieder bei Häusler Contemporary zu sehen ist. Die Raumfahrt als Vision des Fortschritts gewinnt in der Kunstrealität McCaslins prosaischen Charakter.

Marco Schuler (*1972 Bühl|Baden) thematisiert in seinen Videos und Skulpturen das Verhältnis des Körpers zum Raum. Im Medium Video beschäftigt er sich mit der Auslotung seiner eigenen körperlichen Grenzen. Ein Kraftakt oder die Überwindung von Grenzen steht auch in seinen Skulpturen im Vordergrund. Aus Alltagsmaterialien wie Holz, Aluminium oder Kunststoff zusammengefügt verweisen die Arbeiten in formalen, historischen und philosophischen Anspielungen auf unsere Hoch- und Subkultur. Die in der Ausstellung gezeigte "Säule" (2009) erinnert formal an einen kannelierten Säulenschaft. Als tragende Stütze ist sie jedoch nicht zu gebrauchen, denn das weiche, aus Kunstleder gefertigte Monument erliegt den Gesetzen der Schwerkraft. Es wird zum amorphen Körper mit eigenständigem, abstrakten Charakter. Hanna Kaiser

Super Real – Hyper Wrong
9. Juni bis 31. Juli 2011