Stefan Gwildis – ganz schön viel harmonisch!

12. Dezember 2018 Rosemarie Schmitt
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Im Oktober wurde er 60. Einer der Pioniere der deutschsprachigen Soulmusik. Und das klangvollste Jubiläums-Präsent, das bringt er selber mit: Seine persönlichen "Best Of", live aufgenommen mit den Kieler Philharmonikern und seiner angestammten Band; ein Abend, 17 wunderkerzengleich funkelnde Songs, ungeschnitten — vom Einzählen des ersten Titels bis zum Applaus nach der letzten Zugabe.

1995 war er schon einmal ganz nah dran an einem Best-Of-Album! Statt Best Of hieß das Album Gretes Hits (damals noch gemeinsam mit den Strombolis)

Wir schreiben das Jahr 2018. Es ist Oktober. Stefan Gwildis feiert seinen 60sten. Und wie! Best Of — live und philharmonisch ist ein orchestrierter Rückblick auf mehr als 30 Jahre seines musikalischen Schaffens. Zwölf Alben hat der umtriebige Tausendsassa aus Hamburg mittlerweile veröffentlicht. Manche von ihnen öffneten Türen, von denen man nicht wusste, dass sie überhaupt existierten, allesamt aber brachten sie etwas Neues und Unerwartetes. Und so, genau so, ist es auch jetzt.
Großes Orchester zum 60.

Für jemanden wie mich, einen gelernten Reifenhändler aus Barmbek, der keine Ahnung von Noten und Partituren hat, ist das die Erfüllung eines Lebenstraums: Ein klassisches Orchester mit allem Drum und Dran, das meine Songs spielt! Da treffen zwei grundverschiedene Welten aufeinander — und das Ergebnis macht mich immer noch sprachlos vor Begeisterung. Bei den ersten Proben konnte ich kaum singen, so weit stand mir die Kinnlade offen.

Wesentlichen Anteil am Gelingen hat Jörg Achim Keller, der mit seinen Arrangements das eigentlich Unmögliche schafft: eine bis ins Detail ausformulierte Orchesterbearbeitung, die dennoch Luft und Raum lässt für Gwildis’ Spontaneität, für die grandiosen Instrumentalisten und nicht zuletzt für Gwildis’ unwiderstehlich groovende Band mit Achim Rafain am Bass, Mirko Michalzik an der Gitarre, dem Pianisten Tobias Neumann und Martin Langer am Schlagzeug.

Jörg Achim ist wirklich ein Meister seines Fachs, seine Arrangements kitzeln die ganze Kraft und Tiefe dieses riesigen Klangkörpers hervor. Die Wirkung war von Anfang an spürbar, bei uns Musikern genauso wie bei den Menschen im Publikum.

Und diese Wirkung überträgt sich eins zu eins in den Aufnahmen — so laut und deutlich, als hätte die Energie dieses besonderen Abends eine eigene Tonspur erhalten. Ganz gleich ob tanzbare Uptempo-Nummer oder souliges Gwildis-Evergreen, ob ein Latin-Kracher wie "Naja Naja" oder das von Bill Withers entlehnte "Allem Anschein Nach Bist Du’s" — die knisternde Atmosphäre sprüht und klingt aus jedem Ton. Und sie spricht sogar aus ergriffener Stille, etwa nach der Ballade "Der Einsame", einer Bearbeitung eines wenig bekannten, melancholischen Texts von Heinz Erhardt, entstanden ebenfalls in Zusammenarbeit mit Jörg Achim Keller in einer früheren, gefeierten Kollaboration mit der NDR Big Band.
Glücklich — aber nicht wunschlos

"Ich sehe mich als reichen Mann: Es gab so viele Projekte, von denen ich keines missen möchte. Angefangen bei meiner Zeit als Straßenmusiker, der den Hut rumgereicht hat, bis hin zu dieser großen Orchestergeschichte mit dem Elphi-Konzert als Krönung", sagt Gwildis. "Scheint so, als hätten wir einen guten Punkt erwischt, um das Ganze mal mit Zuckerguss zu präsentieren!" STEFAN GWILDIS Live und Philharmonisch — Best Of (ELECTROLA, a division of Universal Music)

Und anschließend weiter zu machen, mit immer neuer Energie, neuen Ideen, neuen Projekten:

Etwas mit Musik zu tun haben — das war immer mein Lebenstraum. Der hat sich erfüllt, aber er lebt auch immer weiter: Die ganze Welt ist Klang, es gibt täglich neue akustische Begegnungen. Und die werden mich weiter bewegen.

1984 trat Stefan Gwildis im Zelttheater mit dem Kabarett Herrchens Frauchen auf. 1988 fusionierte Aprillfrisch mit Andrea Bongers, Jo Jacobs und Ralf Schwarz zu Aprillfrisch. 2013 verdiente Gwildis sich mit "Das mit dem Glücklichsein", zusammen mit der NDR-Bigband eine Goldene Schallplatte.

Gwildis und seine Musik haben bereits eine weite Reise hinter sich. Von den bereits genannten Stationen, über das Hamburger Schmidt-Theater, wo er mit dem Musical Wuttke II – "am Arsch der Welt" die Zuschauer begeisterte.

Vom Arsch der Welt auf die Bühne des Philharmonischen Orchesters Kiel!
Weiter so! Meinen Respekt und Glückwunsch!

Herzlich, Ihre
Rosemarie Schmitt