Sowas Brasilianisches!

10. April 2013 Rosemarie Schmitt
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Liegt es daran, daß ich einen familiären Bezug zu Brasilien habe? Daran, daß ich einfach nur den Traum so Vieler träume, von einem Leben in Südamerika? Nein, in diesem Fall liegt es einfach daran, daß es geniale Musiker sind, die sich da zusammengetan haben um eine herausragende CD aufzunehmen. Daß die Musik mir gefallen würde, ahnte ich bereits, denn von GLM (- your finest selection in music!) gab es bisher nur Feines und Außergewöhnliches auf die Öhrchen.

Doch was ich dann zu Hören bekam, haute mich um. Zugegeben, nach den vergangenen trüben und kalten Wintermonaten bin ich sehr empfänglich für warme und südliche Klänge, doch bin ich sicher, daß mich Michael Arlt"s "Terra Distante" auch durch die kommenden Sommer begleiten wird.

Michael Arlt, der Gitarrist, der als Bandleader, Begleiter oder Gastsolist mittlerweile auf mehr als 40 CDs von Jazz über Latin bis Pop zu hören ist, hat sich für dieses Projekt die Créme de la Créme der Jazzmusiker zusammengesucht. Da wären, um nur ein paar zu nennen: Der Pianist Klaus Mueller, geboren in Deutschland, aufgewachsen in Japan, Chile und Brasilien. Der Arrangeur und Musik-Pädagoge spielt seit seinem dritten Lebensjahr Klavier. Der Bassist Itaiguara Brandao, aus Rio de Janeiro stammend, ist der "Bassist der Stunde" in brasilianischer Musik. Man trifft ihn auf kleinen Festivals, sowie auf den großen Bühnen dieser Welt, er war bereits mit der Sängerin Angelique Kidjo zu hören und lebt in New York.

"The Portinho" ist eine lebende Schlagzeug-Legende! Um ihn rissen und reissen sich Jazz- und Latin- Musiker wie: João Gilberto, Tania Maria, Gato Barbieri, Paquito D"Rivera, Airto Moreira, Harry Belafonte, Dom Salvador, Astrud Gilberto, Michel Camilo u.v.a. Kim Barth, dem 1973 geborenen Saxophonisten "liegt auch" die Querflöte. Er sei unheilbar vom brasilianischen Virus "Chorinho" befallen, gesteht er, der bereits Aufnahmen mit Paul Kuhn, Viviane de Farias, die Hofer Symphoniker, Frank Foster, u.a. machte. German Marstatt machte sein Examen im Hauptfachstudium Trompete und gab Konzerte mit Peter Herbolzheimer, Albert Mangelsdorf, Mel Lewis, Jiggs Whigham, Benny Baily, Meret Becker, Nina Hagen.

Und dann ist diese großartige Sängerin Maria de Fatima mit an Bord. Mit ihrer wundervoll warmen Stimme zaubert sie Gänsehaut, die seit langer Zeit nicht durch diese scheußliche Winterkälte hervorgerufen wird. Und dabei wollte sie nicht, wie ihre Mutter Stella, Sängerin werden! Mit 20 verließ Maria de Fatima ihre portugiesische Heimat um in Schweden Sprachen zu studieren und zu unterrichten. Erst 10 Jahre später begann sie in Hilversum Jazzgesang zu studieren. Der urportugiesischen Musik, im Besonderem dem Fado, ging sie eine ganze Weile aus dem Weg. Mittlerweile weiß und sagt sie jedoch, sie sei im Fado und eben auch in brasilianischer Musik verwurzelt, und dabei inspiriert vom Jazz.

In 7 der insgesamt 12 Tracks des Albums ist de Fatima zu hören und zu genießen. 8 dieser 12 Titel komponierte Michael Arlt selbst und 4 Songs stammen aus den Federn brasilianische Musiker – einer von ihnen ist Antonio Carlos Jobim. Das, was für mich brasilianische Musik und Lebensgefühl ausmacht, komponierte jedoch der im deutschen Bünde geborene Michael Arlt. Er muß ein brasilianisches Herz haben!

Diese Musik ist wie brasilianische Sonne auf der Haut. Sie könnten nackt in einem Iglu sitzen und würden nicht frieren, vorausgesetzt sie verfügten über einen CD-Spieler und Michael Arlt"s "Terra Distante". Ich höre diese Musik jedoch lieber dort wo ich jetzt bin - sitzt man nämlich ganz schön dämlich, ist das Iglu erst dahin.

Herzlichst und wärmstens,
Ihre Rosemarie Schmitt