So viele Überraschungen

Schon als Kind nahm ich diesen Ort als den allerschönsten wahr – ein Ort, an dem immer die Sonne scheint und sich der wundervollste Blick auf den See eröffnet. Viel später, als der Gedanke, vielleicht auch Sehnsucht, nach einem Stückchen Heimat auftauchte, probierte ich es traumwandlerisch nur ein einziges Mal: Ich kam, sah und kaufte ein vergessenes Hüttchen, völlig eingewachsen, dreißig Jahre lang nicht mehr betreten.

(M)ein Hexenhäuschen sollte es werden, 24 m2 Grundfläche, ein Ein-Raum-Haus mit Schlafplateau, Low- bis No-Budget; Kamin bleibt, Dachstuhl bleibt, Eternitschindeln kommen weg, auch alle Innenwände und die Zwischendecke. Mit Organisationstalent veranschlagte ich genau eine Woche fürs Grobe. Alles klar? Nicht ganz. Völlig perplex standen wir mit dem Zimmermann, der für die Unterkonstruktion der neuen Dacheindeckung alles dabei hatte, vor einer Ruine! „Dach weg“, hatte der Baumeister wohl verkürzt an seine Leute weitergegeben.

Naja! – für so einen kleinen Dachstuhl gäbe es in der Zimmerei doch genug Abbundholz. Und wenn schon, denn schon, heben wir einfach den Kniestock an, klappen die Dachfläche über der Schlafebene hoch und machen dort ein Panoramafenster mit Ausblick zum See! Das war mein Beitrag. Gesagt, getan, am nächsten Tag saß wieder ein Dachstuhl drauf. Ermahnt hatte mich der kompetente Mann an meiner Spezialhotline: "Von heut auf morgen und ohne genaue Pläne – so geht das doch nicht!" Belustigt kam er tatsächlich zu Besuch, um den "Pfusch" vor Ort zu besichtigen. Der Innenraum gefiel ihm aber, und so setzte er sich hin und entwarf eine Treppenskulptur mit faszinierenden Details. Der Zimmermann sollte diese dann in einem Stück liefern, und wundert sich heute noch, dass er so schöne Objekte zustande bringen kann. Balkenlage, Giebel und Traufen verschwanden teilweise unter den Verschalungen und mit der Zeit im üppigen Grün von Haselstauden.