Selbstdenken!

6. August 2011
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... ist eine pädagogisch wertvolle Aufforderung und Titel eines Buches, das eine kluge Anleitung dazu darstellt. Sein Autor, Jens Soentgen, liefert zu dieser Denkgymnastik mit einem neuen Buch "Von den Sternen bis zum Tau" die enzyklopädische Wissensgymnastik: phänomenal!

1. Die Story: Jens Soentgen, ein junger, hochgelehrter Wissenschaftler, ist ein Meister der Stoffgeschichten. Sein Rüstzeug ist das Wissen um die Praktiken des Denkens, die er in seinem Buch "Selbstdenken!" vorgestellt hat. Eben dieses Rüstzeug macht das neue Buch zu einem wohltuenden Gegenpol zum Fremdgedachten der copy&paste-Ära. Als Leser denkt und reist man mit ihm quer durch die Natur; es beginnt, schön geordnet, ganz oben bei den großen "Sternen über dem See" und endet ganz unten bei den kleinen "Kohlenstoffatomen". Am Schluss des "Selbstdenken!"-Buches steht der Gedanke, dass alte Volksmythen nicht zu belächeln seien.

Zu Beginn des neuen Buches spinnt Soentgen diesen Gedanken nun weiter: "Die Naturwissenschaft hat die Tiefe der Zeit geöffnet und erzählt von Gestalten der Erde und des Lebens, die die Phantasie mindestens ebenso beschäftigen, wie es die gewaltigsten Mythen vergangener Tage vermochten!" Und tatsächlich: auf der entschleunigten Lese-Reise durch die Natur gilt, was Soentgen seinen 120 Phänomenen im Vorwort voranstellt: "Naturwissenschaft macht glücklich!" Wie in "Selbstdenken!" gibt es auch in "Von den Sternen bis zum Tau" beste Literaturhinweise, wie es dort Spielanleitungen gibt, gibt es hier "Beobachtungsvorschläge und Experimente".

2. Die Helden: Die 20 Praktiken von "Selbstdenken!" sind schnell aufgezählt (siehe "Coole Worte"). In der "Entdeckungsreise durch die Natur" spielen Stoffe wie Staub, Aluminium, CO2 oder Kakao die Hauptrolle.

3. Der Sound: Soentgen pflegt eine klare, gewissermaßen eine Retro-Sprache, die nichts vom hektischen oder überbordenden Erklärungsgestammel mancher seiner Wissenschaftskollegen hat. Sie ist gleichwohl mit voller Verve bei der Sache. Vor- und Selbstlesen wirkt geradezu exotisch.

4. Coole Worte: Provozieren; Fakten, Zitate und Wabuwabu; Indizien; Autoritäten; Hinsehen; Beispiele; Präzisieren und Definieren; Bilder; Sammeln; Logik; Demontage; Gedankenexperimente; Warten; Umkehren; Parodieren; Serienschaltung; Orakel; Kombinieren; Ursachen; Große Gesten

5. Coole Bilder: Man könnte sich, alles in allem betrachtet, an "Die schönsten Tiergeschichten aus Brehms Tierleben", ausgewählt von Roger Willemsen und mit Illustrationen von Klaus Ensikat, erinnert fühlen. Jedenfalls: Mit Nadia Budde und Vitali Konstantinov hat Jens Soentgen ausgezeichnete und preisgekrönte IllustratorInnen zur Seite. "Selbstdenken!" war und "Von den Sternen bis zum Tau" ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis/Sachbuch nominiert.

6. Zum Nachdenken: "Nichts ist so unphilosophisch, wie die Meinung, die eigene Philosophie sei der Weisheit letzter Schluss. Denn bei der Untersuchung der Wahrheit gilt, wie Aristoteles an einer berühmten Stelle seiner Metaphysik sagt, "daß sie einerseits von niemandem vollständig erreicht werden kann, andererseits auch keiner sie ganz verfehlt". Man muss bereit sein, von anderen zu lernen – und zugleich den Mut haben, selbst zu denken."

7. Die Bücher: Jens Soentgen, Nadia Budde: Selbstdenken! 20 Praktiken der Philosophie. Wuppertal: Peter Hammer Verlag 2003; Jens Soentgen, Vitali Konstantinov: Von den Sternen bis zum Tau. Eine Entdeckungsreise durch die Natur. Mit 120 Phänomenen und Experimenten. Wuppertal: Peter Hammer Verlag 2010.

8. Die AutorInnen: Jens Soentgen, geboren 1967, ist seit 2002 Leiter des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universität Augsburg. Die IllustratorInnen kann man im Internet besuchen: http://www.nadiabudde.de; http://www.pittore.de und http://www.auserlesen-ausgezeichnet.de.