sehen denken träumen

Zeichnungen gehören mit ihren leichten und fragilen Materialien zu den faszinierendsten Werken der Kunstgeschichte: Die künstlerischen Techniken und Ausdrucksmöglichkeiten sind unerschöpflich. Zeichnungen sind die unmittelbarste Form der Bildproduktion, sie erzeugen bei dem*der Betrachter*in wie keine andere Kunstform eine Nähe zur Vorstellungskraft und zur ausführenden Hand der Künstler*innen.

In Frankreich wurde seit dem 17. Jahrhundert das Zeichnen als Grundlage jeder Kunstform akademisch eingefordert und ausgeübt. Es entwickelte sich neben der Malerei zu einer eigenständigen Kunstgattung, deren freie Ausdrucksformen von Sammlern geschätzt und in der Kunsttheorie erörtert wurden.

Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe besitzt einen herausragenden französischen Zeichnungsbestand, aus dem eine Auswahl von 120 Werken vom 16. bis zum 20. Jahrhundert erstmals in dieser Zusammenstellung präsentiert wird. Dazu gehören außergewöhnliche Blätter des großen Landschaftskünstlers Claude Lorrain (um 1600–1682), virtuose Illustrationen voll dramatischer Lebendigkeit von Jean-Honoré Fragonard (1732–1806) und feinsinnige Darstellungen des zeitgenössischen Pariser Lebens von Edgar Degas (1834–1917).

Anhand der Werke werden nicht nur die angewendeten Zeichentechniken und ihre Materialien thematisiert, sondern auch die zahlreichen Spuren und Hinweise, die zur Bedeutung eines individuellen Werkes beitragen: Wie ist es gezeichnet? Wofür hat der Künstler es geschaffen? Wem hat es gehört?


Zur Ausstellung ist im Hatje Cantz Verlag ein Begleitbuch erschienen, das 74 ausgewählte Werke in kurzen Texten vorstellt. Darüber hinaus hält der Band vielfältige Informationen zu Zeichentechniken und ihren Materialien bereit und widmet sich Spuren und Hinweisen, welche die Blätter in Form von Beschriftungen, Stempeln und Montierungen bereithalten. So ist das Buch nicht nur ein Werkkatalog, sondern zugleich ein kleines Kompendium zur Zeichenkunst.

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Französische Zeichnungen aus der Kunsthalle Karlsruhe
29. September 2018 bis 13. Januar 2019
Eröffnung: Fr 28. September 2018, 19 Uhr