Romy Schneider - Ein Teil des kollektiven Gedächtnis

Zum 30. Mal jährt sich 2012 der Todestag von Romy Schneider, die als deutscher Weltstar in die Filmgeschichte eingegangen ist. Die Bundeskunsthalle ehrt die Schauspielerin mit einer Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek, Berlin, und Akouna, Paris. Die Ausstellung widmet sich dem umfangreichen Werk Romy Schneiders, das durch ein hohes Maß an Professionalität und ihren Aufstieg zu einem der größten Stars des französischen Kinos geprägt ist. Originalkostüme, unbekannte Fotografien, Plakate, Dokumente, Filmausschnitte und persönliche Gegenstände aus dem Nachlass der Schauspielerin dokumentieren nicht nur eine internationale Karriere, sondern drei Dekaden europäischer Filmgeschichte.

Romy Schneider, am 23. September 1938 als Tochter des Schauspielerpaars Wolf Albach-Retty und Magda Schneider geboren, war die ideale Inkarnation eines unschuldigen Teenagers: frisch, munter, naiv und ein wenig kokett. Mit den in den Jahren 1955 bis 1957 entstandenen drei Sissi-Filmen des österreichischen Regie-Routiniers Ernst Marischka wurde dieses Image Romy Schneiders etabliert und bis zum Ende der Dekade häufig gefordert. Die Sissi-Trilogie wurde in alle europäischen und einige außereuropäische Länder exportiert und zählt mit rund 25 Millionen Zuschauern bis heute zu den kommerziell erfolgreichsten deutschsprachigen Filmen aller Zeiten. Für das nationale und internationale Publikum verschmolz die Darstellerin mit ihrer Rolle. Sie konnte sich vor Filmangeboten kaum retten, steckte aber fest in der Schublade "unschuldiger Teenager".

Dass die Schauspielerin bereits am Ende der fünfziger Jahre öffentlich wiederholt andere Ansprüche formulierte, wurde von Produzenten und ihrem Millionenpublikum überhört. Eine vierte Sissi-Folge war bereits geplant, aber Romy Schneider stand nicht mehr zur Verfügung, sondern ging 1958 nach Paris, um mit Alain Delon "Christine" zu drehen und – zum Entsetzen der meisten Deutschen – auch eine private Beziehung einzugehen. 1962 sorgte Romy Schneider als sich prostituierende Ehefrau in dem von Luchino Visconti inszenierten Teil des Episoden-Films "Boccaccio "70" für noch größere Entrüstung in der bundesdeutschen Heimat, während sie international erstmals als ernsthafte Schauspielerin wahrgenommen wurde. Auf die französisch-deutsch-italienische Kafka-Adaption "Le Procès" (Der Prozeß, 1962) unter der Regie von Orson Welles folgten Engagements in England, den USA und wiederum in Frankreich, wo sie sich 1968 mit "La Piscine" (Der Swimmingpool), erneut als Partnerin Alain Delons, endgültig auch als französische Schauspielerin durchsetzte.

Anfang der siebziger Jahre ließ sich Romy Schneider dauerhaft in Frankreich nieder und erarbeitete sich besonders in den Filmen Claude Sautets, mit dem sie zwischen 1969 (Les Choses de la Vie/Die Dinge des Lebens) und 1978 (Une Histoire Simple/Eine einfache Geschichte) fünfmal zusammenarbeitete, ein neues Rollenbild: Sie spielte moderne, selbstbewusste Frauen, die sich und andere in emotionale Verwirrung stürzen. Immer wieder beschäftigten sich ihre französischen Filme auch mit der nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit, die im eigenen Land damals weniger thematisiert wurde, so "Le Tren" (Le Train – Nur ein Hauch von Glück, 1973), "Le Vieux Fusil" (Das alte Gewehr, 1975) oder auch ihr letzter Film "La passante du Sans-Souci" (Die Spaziergängerin von Sans-Souci, 1982).

Am 29. Mai 1982 starb Romy Schneider in Paris. Bis heute zählt sie zu den Weltstars des Kinos und wird von Millionen Fans in aller Welt verehrt.

Romy Schneider
5. April bis 24. Juni 2012