Richard Bösch - Der Bildraum als strukturierte Poesie

Der Verein KunstVorarlberg lädt erstmals zu einer Sommerausstellung ein. Sie ist dem Schaffen des in Hörbranz lebenden Malers Richard Bösch gewidmet, der in diesem Jahr seinen achtzigsten Geburtstag begeht. Die von Karlheinz Pichler initiierte und kuratierte Ausstellung ist nicht retrospektiv angelegt, sondern legt den Schwerpunkt auf das aktuelle Schaffen Böschs. Gezeigt werden ausschließlich Acryl-auf-Leinwand-Arbeiten, darunter mehrere monumentale Formate, die seine Meisterschaft in Farbe und Form, Proportion und Fläche unter Beweis stellen.

Richard Bösch mit seiner nunmehr rund sechzig Jahren dauernden künstlerischen Tätigkeit einen wesentlichen Beitrag zur neuen Malerei in Vorarlberg und darüber hinaus geleistet und gilt als einer der eigenständigsten, wenn nicht gar radikalsten malerischen Positionen im Land. Die Malerei steht bei ihm ganz für sich allein. Es geht ihm um Malerei pur, deren Sinn vor allem im Erleben liegt, und zwar sowohl für den Künstler als auch den Betrachter.

Farbe ist für Bösch Material und Mittel zur Verdichtung, aber auch Instrumentarium, um den archaischen Strukturen des Daseins nachzuspüren. Richard Bösch: „Der ewige Kampf gegen das Chaos ist in der Kunst manchmal, im Leben nie zu gewinnen.“

In früheren Jahren folgte Richard Bösch einem elementaren Prinzip, innerhalb dessen er dem Material und der Haptik einen grossen Stellenwert einräumte. Diese Gemälde waren von unerhört pastosem Auftrag geprägt. Lange Zeit galt der Hörbranzer auch als Meister der dunkler Töne. Mit dunklen Bildern versuchte er, gegen psycho-mechanische Dinge anzukämpfen. In den letzten Jahren ist diese Schwere sukzessive von der Leichtigkeit unterwandert worden. Das Moment des Lyrischen ist verstärkt in den Vordergrund gerückt. Er leiste sich heute den Luxus, stundenlang meditativ zu malen. Die Transzendenz hellerer Farben verleihen seinem Werk eine beschauliche, sinnliche Leichtigkeit, ohne aber an Dichte und Substanz einzubüßen.

Für den Farbauftrag verwendet Richard Bösch Spachteln, Pinseln und alles mögliche, was ihm gerade in die Hände fällt. Geht es jedoch um einen Schicht-für-Schicht-Auftrag, ist ihm der Pinsel wichtig, bei materialintensiven Arbeiten die Spachtel. In beiden Fällen ist es entscheidend, gesamthafte Farbkörper auf der Leinwand zu erzeugen. Es finden keine ausholenden, barocken Bewegungen mehr statt, sondern die Farbe überzieht den Bildträger wie ein geschichtetes Netzwerk. Das Bild soll den Eindruck eines schwingenden, elastischen Aggregatzustands vermitteln. Vergleichbar einem Netz, bei dem sich alles mitbewegt, wenn man an einem Ende zieht. Oder mit den reinen Klangschwingungen der minimalistischen Musik.

Richard Bösch hält viel vom gesteuerten oder manipulierten Zufall. Denn alles "Gemachte" wirke steif und mittelmässig. Der Zufall hingegen respektive eine Summe von Zufällen könne überraschen. "Das Es, nicht das Ich muss zum Tragen kommen," postuliert der Hörbranzer Maler.

Wie speziell seine neuen, grossformatigen Acryl-Gemälde belegen, entwickelt Bösch eine enorme Dynamik darin, den Zufall nach seinen Vorstellungen auszurichten. Die Suche nach der „Metaphysik der Oberfläche“, ganz nach dem Motto, dass nur „ein beseeltes Bild“, ein Bild, das atmet, ein gutes Bild sein kann, bleibt nach wie vor ein zentrales Anliegen.

Die in vielen Schichten auf die Leinwand aufgetragenen Farbsysteme erinnern mitunter an dichte Liniengeflechte. Richard Bösch sagt, er möchte malen, wie Kinder spielen. Malerei ist für ihn Meditation. Die von unerhörter Substanz geprägten Abstraktionen stehen für eine in den Farbraum übertragene strukturelle Poesie.

Richard Bösch kam am 21.6.1942 in Bregenz zur Welt. Nach seinem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (1963-1968) bei Robin Christian Andersen, Herbert Boeckl und Walter Eckert ließ er sich als „Wachsamer in der Provinz“ in Vorarlberg nieder.

Der in Hörbranz lebende Maler hat zeit seiner Tätigkeit den Künstler in der modernen Gesellschaft hinterfragt, oft auch als Provokateur streitbar in den Medien, und damit stets unbeirrt und konsequent für die Malerei und die Kunst gekämpft. Den wechselnden Trends und Moden des Zeitgeistes entzog er sich dabei konsequent und ist sich selbst stets treu geblieben. Daneben spiegelt seine Kunst auch seine Persönlichkeit wider, die Kunst als Befragung des Seins und als Annäherung an die Essenz des Lebens sieht.

Richard Bösch: "Der Bildraum als strukturierte Poesie"
Raum für aktuelle Kunst, Villa Claudia, Feldkirch
Eröffnung: Do 14.7. 2022, 19 Uhr
Einführung: Mag.a Maria Simma
Kurator: Karlheinz Pichler
Ausstellungsdauer: 15.7.-28.8.2022
Fr 16-18 Uhr, Sa 15-18, So 10-12 u. 15-18