Retrospektive Herwig Zens

Der niederösterreichische Künstler Herwig Zens (1943-2019) hatte einen prägenden Einfluss auf das heimische Kulturgeschehen. Als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien verantwortete er die Ausbildung zahlreicher Generationen von Pädagog:innen.

Zens absolvierte 1966 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien die Lehramtsprüfung für Bildnerische Erziehung, Geschichte und Werkerziehung. 1967 schloss er die Meisterklasse für Malerei bei Franz Elsner ab. Viele Jahre fungierte er als Vorstand des Instituts für künstlerisches Lehramt an seiner Ausbildungsstätte. Neben der universitären Laufbahn schuf Zens ein umfangreiches und international rezipiertes künstlerisches Œuvre, für welches er zahlreiche Preise erhielt.

Die Ausstellung in der Landesgalerie Niederösterreich ehrt den 80. Geburtstag des 2019 verstorbenen Künstlers und eröffnet in Malerei, Zeichnung und Druckgrafik einen Kosmos an Themen, mit denen sich Zens jahrzehntelang konsequent beschäftigte. Dazu zählen sein "Radiertes Tagebuch", der spanische Maler Francisco de Goya (1746-1828), der Tod, der Komponist Franz Schubert (1797-1828) und die griechische Mythologie.

Rekorde brach Zens mit seinem "Radierten Tagebuch". Das einzigartige autobiografische Zeugnis entstand ab 1977 über einen Zeitraum von rund 40 Jahren. Das Tagebuch eröffnet Einblicke in private Erlebnisse, wiederkehrende Zweifel, philosophische Reflexionen und den beständigen Kampf, den Zens mit der Kunst austrug. 2005 maß der Gesamtdruck beachtliche 40 Meter. In der Landesgalerie Niederösterreich ist die rund 12 Meter lange Variante der Landessammlungen Niederösterreich zu sehen. Für das Tagebuch reihte der begnadete Radierer fortlaufend Kupferdrucke auf einer langen Papierbahn aneinander. Kästchen mit Zeichnungen, Notizen, aber auch ohne Inhalt repräsentieren die einzelnen Tage.

Zens schuf nicht nur eine beachtliche Anzahl an Neuinterpretationen von Goyas Arbeiten. Er brachte auch dessen Briefe an den spanischen Kaufmann und Kommunalpolitiker Martín Zapater in deutscher Sprache heraus.

Aufgrund der unermüdlichen Auseinandersetzung mit Goya, Diego Velázquez, Miguel de Cervantes Saavedra und der Tradition des Stierkampfes verlieh Juan Carlos I. von Spanien 2002 den Orden del Mérito Civil an den Künstler – eine Würdigung seiner lebenslangen Bemühungen um die Vermittlung spanischer Kunst- und Kulturgeschichte.

Sowohl mit dem Tagebuch als auch mit Goya unzertrennlich verbunden ist das Motiv des Todes, das Zens obsessiv durch die Schaffung teils monumentaler Totentänze umsetzte. In der Ausstellung sind einige Varianten zu sehen. Zudem wirft die Schau Schlaglichter auf die Themenbereiche Musik und griechische Mythologie, an denen sich der Künstler abarbeitete.

Das Forum Frohner widmet Zens anlässlich seines Jubiläums ebenso eine Schau: "Zens trifft Frohner. Und der Tod lacht mit" (4. November 2023 bis 1. April 2024). Seine Radierungen zum Thema Tod und Vanitas treffen auf Arbeiten von Adolf Frohner.

Herwig Zens
4. November 2023 bis 14. April 2024
Kurator: Nikolaus Kratzer