Quel vieux cul!

13. Juni 2011 Kurt Bracharz
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Eine kleine Chance besteht jetzt, dass die interessierte Öffentlichkeit doch noch erfährt, was sich tatsächlich im Zimmer 2806 des New Yorker Sofitel-Hotels abgespielt hat, als Dominique Strauss-Kahn, 62, ein aus dem westafrikanischen Guinea stammendes Stubenmädchen, 32, zur Fellatio aufforderte. Bei 30 Jahren Altersunterschied kann es ja kaum die physische Überlegenheit des angeblichen Täters gewesen sein, welche die Frau zur Durchführung des jetzt als Vergewaltigung eingestuften Sexualaktes veranlasste.

War’s etwa dieselbe psychologische Situation wie bei Kachelmann, dem das Gericht zugute hielt, nicht erkannt zu haben, dass seine Freundin keinen Verkehr wollte? Oder war’s doch eine Verschwörung gegen den aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten gegen Sarkozy einerseits und damaligen IWF-Chef andererseits, der eine "rücksichtsvollere und gemäßigtere" Gangart gegenüber Staaten angekündigt hatte, die nicht privatisieren und die Gewerkschaften zerschlagen wollen?

Strauss-Kahn war als Sex-Freak bekannt, der wegen seiner Grobheit bei einem New Yorker Prostituierten-Service kein gern gesehener Kunde war, über dessen Belästigungen sich schon zahlreiche Frauen beklagt hatten und der angeblich unmittelbar vor seiner Verhaftung im Flugzeug noch einer Stewardess ein Kompliment zu ihrem schönen Arsch gemacht hatte ("Quel beau cul!"). In Europa wird aber zwischen Belästigung und Vergewaltigung deutlich unterschieden, während in den USA vor Gericht beim Thema Sex Erstaunliches möglich ist – man erinnere sich an Präsident Clintons Aussage, sein Oralsex mit Monica Lewinsky falle nicht unter den Begriff "sexual relations".

Jetzt sieht es so aus, als könne sich Strauss-Kahn bei Zahlung von drei Millionen Dollar außergerichtlich mit den Anwälten des Zimmermädchens einigen. Sein Anwalt Alan Morris Dershowitz schreibt hin und wieder Justizromane, die zwar noch langweiliger sind als jene von John Grisham, aber ein Schlüsselroman über diese Affäre könnte ganz interessant zu lesen sein.