"Ostbahn-Kurti" Willi Resetarits †

Der österreichische Musiker, Humanist und Menschenrechtsaktivist Willi Resetarits, der vor allem als "Ostbahn-Kurti" berühmt wurde, ist im Alter von 73 Jahren überraschend verstorben. Verschiedenen Medienberichten zufolge verunglückte er im Haushalt. Resetarits kam als Sohn burgenlandkroatischer Eltern 1948 in Stinatz zur Welt. Seine Brüder, der Kabarettist Lukas Resetarits und der Journalist und ORF-Moderator Peter, sind nicht minder prominent wie der Musiker, der in den 1970er-Jahren als Mitglied der politischen Rock-Theater-Gruppe Schmetterlinge bekannt wurde. Am vergangenen Samstag hatte er noch den vom Integrationshaus, als dessen Gründer er fungiert hatte, veranstalteten Flüchtlingsball im Wiener Rathaus eröffnet.

Willi Resetarits kam im Alter von drei Jahren nach Wien, nach der Matura studierte er Anglistik und Sport auf Lehramt, gab das Lehrerziel aber bald zugunsten seiner Politrock-Gruppe "Schmetterlinge" auf und machte bereits damals - etwa bei der Arena-Besetzung 1976 - mit gesellschaftspolitischem Engagement auf sich aufmerksam. Das bedeutendste Werk der "Schmetterlinge", die Proletenpassion (Text: Heinz Rudolf Unger), wurde 1976 bei den Wiener Festwochen uraufgeführt. Dort werden soziale Fragen, Herrschaft, Unterdrückung und Revolutionen in Europa vom 16. bis zum 20. Jahrhundert bearbeitet. Resetarits komponierte und sang darin unter anderem das populäre Jalava-Lied. 1977 nahmen die Schmetterlinge mit "Boom-Boom-Boomerang" auch am Eurovision Song Contest in London teil. Sie landeten allerdings abgeschlagen auf dem vorletzten Platz.

Mitte der 1980er schließlich entstand in Zusammenarbeit mit dem Autor und Komponisten Günter "Trainer" Brödl Resetarits' erfolgreichstes Alter-Ego: Der Ostbahn-Kurti, der bald den Beinamen "Bruce Springsteen aus Favoriten" - neben vielen anderen - erhielt. Mit seiner "Chefpartie" lockte "Ostbahn-Kurti" vor allem mit Coverversionen tausende Fans zu seinen Konzerten, mit der "Kombo" - ab 1994 - kamen immer mehr Eigenkompositionen dazu. Als Held von Comics, als Moderator der Radio Wien-Sendung "Trost und Rat" sowie mit seinen 1994 offiziell zurückgelegten Titeln "Doktor der Önologie (Weinkunde)", "Professor der Kurtologie" und "Obermedizinalrat" wurde Kurt Ostbahn auch jenseits seiner Musik zu Kultfigur und prägte Sprüche wie "Inländer Rum statt Ausländer Raus" oder den klassischen Abschiedsrat "Seids vursichtig, und lossts eich nix gfoin".

Gegen ende des Jahres 2003 schickte Willi Resetarist sein Alter Ego in Pension. Die treue Fangemeinde startete eine Petition, die auch nach dem Abschiedskonzert auf der Hohen Warte nach Wiederkehr des Kurti verlangte. Mit Erfolg: Sonderkonzerte des Kurt Ostbahn wurden zu einer Tradition.

Das Engagement von Willi Resetarits für den Interkulturellen Dialog, unter anderem als Mitbegründer von "Asyl in Not", "SOS Mitmensch" und als Obmann des Vereins "Projekt Integrationshaus" brachte ihm Auszeichnungen wie den "Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte", den "Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage" und den "Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage". 2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie "Kulturerbe" zum "Österreicher des Jahres" gekürt. 2017 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk.

"Mit Willi Resetarits haben wir einen begeisternden Musiker & einen faszinierenden Menschen verloren", schrieb der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf dem sozialen Netzwerk Twitter in Würdigung des Enfant terribles der Wiener Musikszene. Als Mitbegründer von SOS Mitmensch, Asyl in Not und des Integrationshauses habe er sich für die Ärmsten in der Gesellschaft eingesetzt. "Er gab ihnen Würde & Hoffnung. Für sein unermüdliches Wirken gilt ihm mein Dank", twitterte Van der Bellen.