Oh mein Liebling ich werde so bös zu Dir sein

Max Beckmann (1884-1950) lernte Mathilde von Kaulbach (1904-1986), die von ihren Freunden aufgrund ihres Nachnamens liebevoll "Quappi" genannt wurde, 1924 in Wien kennen. Kurz nach der Scheidung von seiner ersten Frau Minna Beckmann-Tube, vollzogen im Juni 1925, heiratete der Maler die 20 Jahre jüngere Quappi, die ihn bis zu seinem Lebensende begleitete und uns in unzähligen Porträts, Figurenbildern oder grafischen Arbeiten immer wieder begegnet.

Dass es sich auch im Wiesbadener Gemälde "Weiblicher Akt mit Hund" um Quappi handelt, ist bislang nur wenigen Spezialisten bekannt. Mit dem Wissen aber, dass Beckmann hier seine zweite Frau dargestellt hat, gewinnt das Gemälde an Komplexität. Allgemeiner Inhalt und private Ikonografie verschmelzen so zu einem nur im ersten Moment sich in der Frivolität eines voyeuristischen Blicks erschöpfenden einzigartigen Bild. Mit sorgfältig ausgewählten, hochkarätigen Leihgaben, die die verborgene Vielschichtigkeit des Bildes zu entschlüsseln helfen, wird das Gemälde, in dem der Künstler – ohne dass man es zunächst merkt – auch selbst anwesend ist, erstmals in seinem vollen Gehalt erfahrbar.

Diese von Roman Zieglgänsberger mit großem Einsatz initiierte und organisierte Kabinettausstellung setzt die "Werkschau"-Reihe fort, die mit dem Wilhelm Lehmbruck-Raum 2011 so erfolgreich begonnen hat. In diesem konzentrierten Ausstellungsformat will das Museum Wiesbaden zukünftig bedeutende Arbeiten inhaltlich neu befragen und dem Publikum zugleich die Ergebnisse visuell vermitteln. Diesmal ist es das weit gereistes Beckmann-Gemälde "Weiblicher Akt mit Hund", das erstmals nach seiner Erwerbung vor 25 Jahren in den Fokus rückt und neu kontextualisiert wird.

Quappi und Max Beckmann
31. Juli bis 18. November 2012