Neues Sammlungsdepot und 10-Jahres-Jubiläum des Vorarlberg Museums

Die „Wunderkammer der Vorarlberger Kulturgeschichte“ ist am Sonntag, 25. Juni erstmals
öffentlich zugänglich.

Große Teile der Kulturgütersammlung des Landes Vorarlberg übersiedeln seit eineinhalb Jahren in ein neues Depot nach Hard. In einer riesigen Halle lagern unter optimalen Bedingungen Möbel, Uhren, Musikinstrumente, die Grafik- und Spielesammlung, Textilien, Waffen, Krippen, Objektkunst, Architekturnachlässe und vieles mehr. Am Sonntag, 25. Juni finden von 14.00 bis 17.00 Uhr erstmals Führungen im Rahmen der Feierlichkeiten zum 10-Jahres-Jubiläum des Vorarlberg Museums durchs neue Sammlungsdepot in Hard (Grafenweg 14) statt.

Bei der Übersiedelung geht es um weit mehr als „nur“ darum, ein Objekt zu verpacken und von A nach B zu transportieren. Jede einzelne Tracht, jedes Butterfass, jeder Pfeifenkopf wird begutachtet, gegebenenfalls fotografiert und in der elektronischen Datenbank erfasst, so die Dokumentation noch unvollständig ist. Kurator:innen sollen bestens mit der Sammlung arbeiten können, wenn sie Ausstellungen planen oder Leihanfragen von anderen Museen erhalten. Ein siebenköpfiges Team (Kunsthistorikerinnen, Schreiner, Archäologin, Restauratorin) sind ausschließlich für das Projekt eingesetzt und bringen ihre Expertise und den notwendigen Enthusiasmus für diesen „Großumzug“ ein.
Das Team reinigt tausende Objekte, überprüft den Ladezustand von Waffen, fertigt für zerbrechliche Güter wie historische Haarkämme maßgeschneiderte Polsterungen an und muss hin und wieder mit Objekten umgehen, die kontaminiert oder von Schädlingen befallen sind.

Bis in die 1990er Jahre wurden Möbel oder Textilien mit Insektenvernichtungsmittel behandelt, wenn sie – was unmöglich zu vermeiden ist – von Schadinsekten befallen sind. Heute geschieht dies deutlich schonender und giftfrei – für Mensch, Umwelt und Objekt. Im Umzugsprojekt werden verschiedene Methoden auf das jeweilige Objekt und die empfindlichen Materien abgestimmt. So sorgte z.B. die Behandlung in einer speziell ausgerüsteten Thermo-Kammer mit einem feuchteregulierten Warmluftverfahren dafür, dass Holzwurm oder Motten absterben und nicht ins neue Depot verschleppt werden können. Um die Ausbreitung von Schimmelsporen zu vermeiden, ist die gründliche Objektreinigung ebenso Voraussetzung wie eine konstante Luftfeuchtigkeit und Temperatur, die in der neuen Halle in Hard gegeben sind. Alle Objekte werden im Vollschutz gereinigt, mit Atemgeräten und unter Einhaltung von Quarantänezonen.

Die Sammlung ist das Herzstück eines jeden Museums. Archäologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde sind traditionelle Sammlungsgebiete, neue Schwerpunkte kamen in den letzten zehn Jahren hinzu: Architektur, Migration, Jugendkulturen, Textilindustrie, Tourismus und Alpinismus, Zeitgenössische Kunst, Art brut. Die Kunst- und Kulturgütersammlung des Landes umfasst mittlerweile rund 180.000 Objekte. Das neue Depot in Hard hilft, das drängende Platzproblem in der Studiensammlung in Bregenz-Vorkloster zu lösen und wird bis Sommer 2024 mit möglichst vielen der für die Lagertechnik geeigneten Objekten gefüllt werden – rund 28.000 Objekte wurden bereits übersiedelt, darunter Teile der Sammlung und das Archiv des Kunsthauses Bregenz. In einem weiteren, nicht klimatisierten Depot in Lauterach sind unempfindlichere Objekte aus Holz, Stein oder Keramik untergebracht, große landwirtschaftliche Geräte oder historische Kachelöfen zum Beispiel.

Die Sammlung spielt auch eine zentrale Rolle im Programm zum 10-Jahres-Jubiläum des neuen Vorarlberg Museums. Nicht nur die Studiensammlung im Brachsenweg 42 und das Depot in Hard können am 24. bzw. 25. Juni besichtigt werden, im Vorarlberg Museum ist ein „Büro für unbekannte Objekte“ eingerichtet. Gezeigt werden Objekte, über die wir nichts oder nicht ausreichend viel wissen – in der Hoffnung, dass das Publikum weiterhelfen kann. Beim musealen Sammeln geht es immer auch um das Wissen über Objekte, um Praktiken des Gebrauchs: Zeitzeug:innen sind hier wichtige Auskunftspersonen.

Darüber hinaus kann man unter dem Motto „Erleben, wer wir sind“ im Vorarlberg Museum Restauratorinnen bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, in einer Living Library auf interessante Persönlichkeiten treffen, einer Lesung aus dem Besucherbuch lauschen oder alte und neue Spiele spielen. Am Freitag, 23. Juni findet um 19.00 Uhr ein Überraschungsfest statt – Erleben, wer wir wirklich sind.

Der Eintritt zu allen Programmpunkten ist frei.