Möglichkeiten und Imaginationen

Die Ausstellung "Life constantly escapes" lädt dazu ein, das dominante Verständnis von Welt zu überdenken und mit den Möglichkeiten und Imaginationen zu spielen, die sich dadurch eröffnen.

Angesichts dessen, wie es um die derzeitige Entwicklung der Welt und ihr Verhältnis zum Leben auf der Erde steht, ist der Wunsch, sie möge zu Ende gehen, nicht so befremdlich, wie man meinen könnte. Die moderne Welt, wie wir sie seit der Aufklärung kennen, das ist ein spezifisches historisches Konstrukt, das über Jahrhunderte hinweg gewachsen ist. Ausgehend von den dominierenden Zentren hat es sich über das Leben auf der Erde gelegt und es in voneinander getrennte Entitäten eingeteilt: Mensch/Natur, Subjekt/Objekt, Mann/Frau. Menschen erklären Menschen zu Besitztümern, um mit ihnen handeln zu können und Gewinne zu erzielen. Im Herzen dieser Welt sitzt eine spezifisch weiße, patriarchale und kapitalistische Vorstellung von Mensch, Individuum, Subjekt. Sie profitiert von den gewaltvollen Machtstrukturen, die sie geschaffen hat.

Doch was, wenn sich das Leben der privatisierenden Kategorisierung im Rahmen dieser Welt immer wieder entzöge und wir es anders begreifen könnten? Könnten wir uns andere Welten vorstellen und sie erschaffen? Könnten wir lernen, jene alternativen Realitäten und Formen des Lebens zu erspüren, die bereits da sind und unter der Oberfläche schwelen? Die Gruppenausstellung lädt dazu ein, das dominante Verständnis von Welt zu überdenken und mit den Möglichkeiten und Imaginationen zu spielen, die sich dadurch eröffnen.

Denn auch in der Kunst wird die Aufteilung dieser Welt, die den Menschen in eine Nutzen-basierte Relation zu ihr stellt, deutlich. So geht man mit Selbstverständlichkeit von individuellen Künstler_innen, künstlerischen Arbeiten und Betrachter_innen aus. "Life constantly escapes" vLife constantly escapes © Luna Ghisetti u. Andrea Popelkaerweigert sich dieser Praxis der Abspaltung. Ausgehend von Denker_innen der Black Radical Tradition und Schwarzer Feminismen wie jener von Fred Moten und Denise Ferreira da Silva bringt Gastkuratorin Andrea Popelka Künstler_innen und Poet_innen zusammen, die sich den Vorstellungen der modernen Logik und ihrer Gewalt entziehen und Alternativen aufmachen. Künstler_innen, Kunstobjekte und Betrachter_innen stehen dabei nicht getrennt voneinander, sondern verschmelzen – auch über Zeiten und Räume hinweg - auf einer sinnlichen Ebene.

Künstler_innen: Manuel Arturo Abreu, Mei-mei Berssenbrugge, Sean Bonney, Octavia E. Butler, Jesse Darling, Luna Ghisetti, James Goodwin, Grant Jonathon/HTMLflowers, Rohini Kapil, Kashif Sharma-Patel & Anuka Ramischwili-Schäfer, Ahya Simone und Bri Williams

Life constantly escapes
26. Februar 2021 bis 3. April 2021
Gastkuratorin: Andrea Popelka