Mit und zu Wagner

12. Juni 2013 Rosemarie Schmitt
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Wenn ich einmal groß bin, möchte ich auch Wagner mögen! Es ist schon eine Weile her, da ich dies zum ersten Mal dachte und noch gar nicht so lange, seit es mir zuletzt durch den Kopf ging. So, und nun ist es also soweit. Ich bin groß, denn was ich da höre gefällt mir, und es ist von Wagner – Richard Wagner! Allerdings muß ich zugeben, es ist nicht irgend etwas Beliebiges dieses Komponisten, dem ein Ruf wie ein Donnerhall vorauseilt. Nein, es ist schon sehr Besonders, wie German Brass Wagner zelebriert.

In diesem Wagner-Jahr ist es beinahe eine sportliche Hochleistung an diesem Komponisten überhaupt vorbei zu kommen, und ich wurde von so einigem (wo Wagner darauf stand und darin war) überholt, überrollt und platt gemacht. Und dann sind es ausgerechnet Blechbläser, die mich wieder aufrichten und der Illusion berauben, ich sei noch zu jung und zu klein für Wagner! Im kommenden Jahr feiert German Brass seinen 40. Geburtstag und seit 40 Jahren schreibt dieses Blechbläser-Ensemble Musikgeschichte und Musikgeschichten. Und diese Geschichten, die mir dieses Ensemble von Richard Wagner erzählt, sind so interessant, so fröhlich, melodisch, positiv und unterhaltsam, daß ich mich ihnen nicht entziehen kann, ja, es gar nicht möchte! Das hat er ja toll arrangiert, dieser Matthias Höfs (Trompete, Professor für Trompete und Kammermusik an der Musikhochschule Hamburg)!

Der Anfang am Ende? Ja, denn zum Anfang Wagners musikalischer Laufbahn gehört jene Polonaise, sie ist das letzte Stück auf dieser CD, die eine der ersten Kompositionen Richard Wagners war. Die Polonaise in D-Dur für Klavier zu vier Händen schrieb er um 1831-1832 im Alter von 18 Jahren, während seiner Zeit als Student der Musik oder Tonkunst in Leipzig. Der junge Wagner besuchte jene Kurse gewissermaßen als außerordentlicher Student, denn ein Abitur hatte er nicht vorzuweisen (wegen nicht geschafft), und für diese Kurse war das Abitur keine Voraussetzung. Zu Beginn seines Studiums verbrachte Wagner jedoch viel lieber die Zeit mit anderen jungen Männern, die vom Lernen und Arbeiten ebenso wenig begeistert waren wie er. Doch recht bald besann er sich und entdeckte, daß er nicht nur Liebe und Leidenschaft für die Literatur, sondern auch für die Musik hegte. Außerdem gab es hieb- und stichfeste Argumente, sich von dieser studentischen Bruderschaft zu lösen.

Er tat also gut daran, sich dem Komponieren zu widmen, anstatt seine Zeit in der Studentenverbindung "Saxonia" quasi tot zu schlagen. Nun ja, soweit kam es ja dann glücklicherweise nicht, denn Wagner kam über den Status des "Fuchs" (die Bezeichnung für neue Mitglieder) nicht hinaus. Des öfteren war er zu Duellen bestellt, die jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen dann doch nicht stattfanden. Vor seinem letzten (dann doch nicht stattgefundenen) Duell notierte er: "Vormittags um 10 Uhr war ich bestellt und verließ die Wohnung meiner Familie lächelnd mit dem Gedanken, was meine Mutter und meine Schwestern sagen würden, wenn ich, in dem vorausgesehenen erschreckenden Zustande, in einigen Stunden nach Hause gebracht werden würde." (Richard Wagner. Mein Leben 1813-1842. S.56). Im Mai des Jahres 1831 kehrte er diesem Teil des Studentenlebens den Rücken.

Nicht wieder den Rücken kehren werde ich der Musik von Richard Wagner, die mir German Brass mit ihrer aktuellen CD "Celebrating Wagner" (Berlin Classics / EDEL) nun so schmackhaft gemacht hat! Nun werde ich jedoch noch ein wenig singen und pfeifen zu Wagner, und deshalb beginne ich jetzt noch einmal mit dem Ende, der Polonaise!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt