Max Slevogt – Benvenuto Cellini

Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) bietet vom 17. September 2013 an im Graphischen Kabinett einen konzentrierten Einblick in ein graphisches Hauptwerk Max Slevogts: Die Illustrationen zum "Leben des Benvenuto Cellini". Mit der bedeutenden Vorzugsausgabe des Werkes besitzt die Graphische Sammlung des mpk ein herausragendes Beispiel der Zeichenkunst des großen deutschen Impressionisten.

Im Auftrag des Berliner Verlegers Bruno Cassirer hat Slevogt die von Goethe übersetzte Autobiographie Cellinis mit rund 300 Originallithographien illustriert, gedruckt 1911/14 von dem berühmten Meisterdrucker Auguste Clot in Paris. Es ist eine der beeindruckendsten Unternehmungen der modernen Buchillustration. Die Lebenserinnerungen des Florentiner Goldschmieds und Plastikers sind ein vor Vitalität strotzender kulturhistorischer Stoff aus der Zeit der italienischen Renaissance und des Manierismus sowie das Bild eines künstlerischen Menschen in seiner schöpferischen Unrast. Neben einer Auswahl von rund 50 Lithographien werden mehrere Entwurfsskizzen, die ebenfalls zum Bestand der Graphischen Sammlung gehören, in der Ausstellung gezeigt. Diese Entwürfe zeigen deutlich Slevogts schnell zupackende Umsetzung der prima idea im Verhältnis von Entwurf zu Ausführung.

Benvenuto Cellini (1500 – Florenz – 1571) gilt als eine der genialsten Künstlerpersönlichkeiten des 16. Jahrhunderts und als typischer uomo universale der italienischen Renaissance. Allerdings wirkte er nicht nur als berühmter Künstler, sondern der laut Vasari "aufbrausende Schurke" war immer wieder wegen Diebstahls, Gewalttätigkeiten und Todschlags angeklagt, wurde eingekerkert oder befand sich auf der Flucht. Was seine hochgestellten Gönner keineswegs von Gunstbeweisen und Aufträgen abhielt – Papst Paul III. sagte über Cellini: "Ihr müsst wissen, dass Männer wie Benvenuto, die einzig in ihrer Kunst sind, sich an Gesetze nicht zu binden haben." Zu Cellinis bekanntesten Werken gehören der Perseus in der Florentiner Loggia dei Lanzi und die Saliera für Franz I. im Wiener Kunsthistorischen Museum.

Mit der Niederschrift seiner Autobiographie begann Cellini 1557. Das Werk ist nicht nur spannend und kulturhistorisch sowie literarisch bedeutsam, es ist auch die früheste bekannte Künstler-Autobiographie überhaupt. Johann Wolfgang von Goethe übersetzte den Stoff 1798 ins Deutsche. Die Autobiographie inspirierte übrigens auch Hector Berlioz zu seiner gleichnamigen Oper.

Max Slevogt gehört mit Lovis Corinth und Max Liebermann zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Neben seinem malerischen Werk steht gleichbedeutend sein grandioses zeichnerisches und druckgraphisches Schaffen, das als Höhepunkt der deutschen Buchillustration im 20. Jahrhundert gilt. Einem breiten Publikum bekannt sind etwa die durch viele Auflagen und Ausgaben populären Illustrationen zu James Fenimore Coopers "Lederstrumpf".

Geboren ist der später mit Berlin und der Pfalz verbundene Max Slevogt 1868 als Sohn eines Hauptmanns im bayerischen Landshut. Er beginnt ab 1885 ein Studium an der Münchener Akademie der bildenden Künste, an das sich 1889 ein Besuch der damals renommierten Académie Julian in Paris anschließt. 1890 unternimmt der junge Künstler eine Italienreise. Danach ist er wieder in München tätig und arbeitet unter anderem für die Zeitschriften "Jugend" und "Simplicissimus". 1898 heiratet er die aus dem pfälzischen Godramstein stammende Antonie Finkler. Diese Verbindung stärkt Slevogts Beziehungen in die Pfalz: später wird er aus dem Besitz der Familie seiner Frau das Hofgut Neukastel erwerben und dauerhaft einen Teil des Jahres in der Pfalz verbringen. Im Jahr 1900 übersiedelt der Künstler nach Berlin und schließt sich dem Kreis der Berliner Secession an. 1914 wird er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und 1917 Vorsteher eines Meisterateliers an der Akademie. Max Slevogt stirbt 1932 auf Neukastel.

Max Slevogt – Benvenuto Cellini
18. September bis 3. November 2013