Max Ernst und die Welt im Buch

Innerhalb des Gesamtwerkes von Max Ernst spielt das grafische Oeuvre sowie die Buchillustration eine wichtige Rolle. Anhand von 196 Grafiken und 26 Büchern dokumentiert zeigt nun eine Ausstellung im MdM Mönchsberg vom 1. Dezember 07 bis 24. Februar 08 die wichtigsten Etappen: die frühen Bücher der Dada-Zeit, die Collage-Romane der surrealistischen Epoche, die Einzelblätter der späteren Phase, und das letzte "Künstlerbuch" als Illustration von Georges Ribemont-Dessaignes Märchen "La ballade du soldat" von 1972.

Max Ernst ist ein Geschichtenerzähler, sowohl in seiner Bildwelt, wie auch in seiner an den Gedanken des Gesamtkunstwerkes grenzenden Erfindungen im Literarischen. Die Welt im Buch ist ihm keine hermetische, zwischen Buchdeckeln eingeschlossene, sondern eine Welt der Fantasie, der Invention, der weit ausholenden Imagination. Zu diesem Aspekt der Kombination von Text und Bild, von Geschichte und Illustration, von Welterfindung und bildlicher Sichtbarmachung gesellt die Ausstellung weitere Werke aus der Sammlung. Somit ergibt sich ein rarer Einblick in ein unbekanntes Sammlungsgebiet des Museums: die Bibliothek mit ihrem "Zimelienschrank".

Seit Gründung des Rupertinums im Jahr 1983 werden hier bibliophile Bücher und von Künstlern gestaltete Literaturausgaben gesammelt. Einer der Marksteine dieses künstlerischen Sonderweges war Alfred Kubin, der sich als Illustrator nicht nur finanziell über Wasser gehalten hat, sondern auch eine neue, dem Expressiven verhaftete, vehemente Zeichensprache für dieses Genre entwickelt hat. Neben seinen Buchausgaben werden Werke von Oskar Kokoschka, Wilhelm Thöny, Max Slevogt und Lovis Corinth gezeigt.

Das Bestreben, auch jenseits von großen Ausstellungsbooms Verborgenes und Rares zusammenzutragen, wird mit Beispielen aus der zeitgenössischen Kunst erweitert, sowie mit Leihgaben, die als Zuwachs zur Sammlung gedacht sind, etwa mit Buchobjekten von Tone Fink, Anselm Kiefer und Midori Mitamura. Das fotografisch ausgestattete Buch oder das Buchobjekt im Bereich der Fotografie ist eine Seltenheit und harrt noch einer systematischen Charakterisierung innerhalb der Fotoszene. Die Sammlung des MdM verfügt über einige schöne Beispiele etwa von Walter Berger, Helmut Tezak, Branko Lenart und Maria Hahnenkamp.

Der Nachteil, der mit der Präsentation von Künstlerbüchern einhergeht, nämlich nur das Objekt oder jeweils nur 1 Seite zeigen zu können, wird mit weltberühmten Büchern der Geistesgeschichte und den mittelalterlichen Codices geteilt. Dennoch wird mit dieser Ausstellung der Versuch unternommen, diese Schätze zumindest teilweise sichtbar zu machen und von den geheimen Weltsichten, die sie bergen, eine gewisse Ahnung zu vermitteln.


Max Ernst und die Welt im Buch
1. Dezember 07 bis 24. Februar 08