Mathias Kessler - Die Inszenierung der Natur

Der in einem Vorarlberger Skigebiet zwischen Skiverleih, Kanzelwandbahn und Kesslerlift im Kleinwalsertal aufgewachsene Künstler Mathias Kessler wurde früh für die Konsequenzen des Massentourismus in den Bergen sensibilisiert. Heute problematisiert er in seiner Kunst das gängige Vorstellungen von Natur.

Schon als Kind wurde er immer wieder Zeuge, wie riesige Dämme zum Lawinenschutz aufgeschoben und nachts die Pisten gewalzt wurden. Flutlicht-Skifahren, das er von seinem Schlafzimmer aus beobachten konnte, inspirierte ihn zu seiner Werkserie "Staging Nature".

Die Ausstellung im Bildraum Bodensee vereint verschiedene Projekte des medienkünstlerischen Schaffens von Mathias Kessler. Viele seiner Projekte gehen von der Fotografie aus, die er mittels anderer künstlerischer Medien erweitert oder in neue Kontexte überführt. Übergreifendes Thema all seiner Projekte ist das komplexe Verhältnis von Mensch und Natur, das er seit über 20 Jahren in seinem Werk kritisch reflektiert. Gerade in seiner Heimat Vorarlberg ist die Problematik der Kommerzialisierung und Aneignung von Natur hochaktuell.

Im Zentrum der Ausstellung in Bregenz stehen drei seiner künstlerischen Serien, ergänzt durch weitere Arbeiten. Im Werkzyklus "Staging Nature" entstehen Bilder natürlicher Orte, wie arktische Eisberge oder Höhlen und Berge in Südamerika, die auf Expeditionen mit Wissenschaftlern entstanden, welche die Ökosysteme vor Ort erforschten. In der stillen Dunkelheit der Nacht projizierte Kessler starkes Hollywood-Kinolicht auf mächtige Naturformationen in zivilisationsfernen Landschaften und schuf damit eindrucksvolle, plastisch wirkendee Aufnahmen. Diese Bilder zeigen mehr Details, als das bloße Auge erfassen kann, sodass der Betrachter unweigerlich nach der Realität hinter dem Bild fragt.
Ergänzt werden diese Werke durch Kanzelwand, den Film zu einer nächtlichen Performance, die der Künstler in Riezlern organisierte. Die Choreografie einer Gruppe von , die damit die Skipiste in eine Bühne verwandelte. Das Resort ist ein weiterer, dystopischer Film, den Kessler in Lech und im Kleinwalsertal während des Lockdowns produzierte und der zahlreiche internationale Preise gewann – u.a. San Francisco Arthouse Short Festival 2023, Florence Indie Film Festival 2023, Atlanta Movie Awards 2022, Munich Short Film Awards 2022, Phoenix Shorts 2022 und Independent Shorts Awards, LA, 2022.

Ein Raum im Bildraum Bodensee transformiert Kessler in eine begehbare Landschaft der Zerstörung. Geschaffen aus Fotografien seiner Serie Mining Nature, welche — aus der Vogelschau betrachtet — die Auswirkungen des Kohleabbaus in West Virginia zeigen, wo die Industrie ganze Berggipfel abträgt und leblose Erdhaufen zurücklässt.

Wiewohl der Mensch die Schönheit unberührter Natur sucht, gelingt es ihm nicht, diese respektvoll zu bewahren. Mit seiner Arbeit begleitet und dokumentiert Kessler dieses Scheitern, zeigt das Ausmaß der Umweltzerstörung und verweist auf deren verheerende soziale Folgen.

Mathias Kessler (*1968 in Kempten) lebt und arbeitet in Riezlern, Frankfurt und New York.

Mathias Kessler
Staging Nature (Die Inszenierung der Natur)
22. Februar bis 13. April 2024
Eröffnung: Mittwoch, 21. Februar, 18 Uhr
Zur Ausstellung: Verena Kaspar-Eisert, Chefkuratorin Museums-Quartier Wien

Künstlerführung: Freitag, 15. März, 16 Uhr

Finissage: Samstag, 13. April
11 Uhr Brunch, 12 Uhr Artist Talk mit Arno Egger

Öffnungszeiten: Di, Do 13–18 Uhr | Fr, Sa 11–16 Uhr