Martin Roth - Was wir aus unserer Umwelt machen und wie wir sie „gezähmt“ haben

Martin Roth kann als einer der Vorreiter der gegenwärtig sehr regen kunstaktivistischen Szene betrachtet werden, die im Namen des Klimaschutzes für den Erhalt unserer Umwelt eintritt.

Der viel zu früh verstorbene Grazer Künstler Martin Roth lebte und studierte in seiner Wahlheimat New York, von wo aus er mit ortsspezifischen Installationen und Interventionen im Spannungsfeld von Kunst, Mensch und Natur Aufmerksamkeit erregte. Sensibel analysierend, humorvoll karikierend und sehr kraftvoll machte er gesellschaftspolitische Themen zu seinem künstlerischen Programm. Nicht zuletzt waren durch den Menschen verursachte Veränderungen der Natur und ökologische Umwälzungen Gegenstand seiner künstlerischen Neugier.

Neben den ortsspezifischen installativen Arbeiten zählt auch ein reiches, gut archiviertes Frühwerk zu seinem Vermächtnis. Wenngleich er es zeitlebens akribisch verschlossen hielt, führte es ihn doch auf den von ihm eingeschlagenen künstlerischen Weg. Gesellschaftskritik und gesellschaftspolitische Themen waren von Beginn an zentrale Aspekte seines Werks. Oft dreht es sich um den Wert bzw. den Preis jedes einzelnen Menschen, jedes Lebewesens, jedes Objekts. Was kostet ein Mensch, was kostet die Natur? Womit wir bei der heute mehr als aktuellen Frage angelangt wären: Zu welchem Preis …?

Martin Roth (1977–2019) wurde in Graz geboren. Mit 19 Jahren zog er nach New York, wo er Ende 2011 sein Studium am Hunter College mit einem MFA (Master of Fine Arts) abschloss. Er begann seine Karriere im Bereich der Malerei, wechselte dann aber das Medium, um mit organischen Materialien und lebenden Organismen zu arbeiten. Sein Atelier fungierte als Biotop zahlreicher Lebewesen, die er in seine Kunst einbezog. So war es Entenaufzuchtsort, Voliere für Sittiche und Lebensraum für Hasen, einen Bonsai und andere Pflanzen. Zudem integrierte er oft gefundene Objekte, etwa Plastikblumen und Preisetiketten, die er mittels Preispistole auf Transportkisten, Holztüren, Tiergeweihen und Leinwänden anbrachte. Seine Ausstellungsorte unterzog er gerne umfassenden Veränderungen: Galerieräume wurden vollständig ausgehöhlt und durchbrochen, geflutet und mit Goldfischen oder Kröten bevölkert; Sittiche flogen frei über transferierte Schuttlandschaften, Gras bahnte sich seinen Weg über Perserteppiche; Lavendel und Mais wuchs in Ausstellungräumen, auf das realitätsbasierte Verhalten „der Welt da draußen“ reagierend (z. B. Tweets). Zugleich verwandelte er eine Stadtruine in einen Garten für Pflanzenkonzerte oder ließ Vögel Humanoides imitieren.

Bis zu seinem plötzlichen Tod im Alter von 41 Jahren stellte er in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen aus, u. a. in der Capital Gallery, San Francisco, bei Biquini Wax EPS in Mexiko Stadt, in der Louis B. James Gallery, New York, im Austrian Cultural Forum New York, im Korean Cultural Centre UK in London, in der Galerie yours mine & ours, New York, im Hessel Museum of Art, Annandale-On-Hudson, New York, im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, in der Galerie Dittrich & Schlechtriem, Berlin, bei The Artist’s Institute, New York, in der Galerie Reinisch Contemporary, Graz, der Vohn Gallery und im ehem. Newburgh City Club, New York sowie im Riverside Art Museum in Beijing.

Seit seinem Tod betreuen seine Eltern Margret und Hans Roth sein großes künstlerisches Vermächtnis mit dem Archiv Martin Roth. Bislang wurden Ausstellungen im Kunst Haus Wien, im Kunsthaus Graz und nun im Künstlerhaus Wien realisiert. Für 2024 ist eine Ausstellung im Bauhaus Dessau in Planung, ebenso wie in der Galerie Reinisch Contemporary in Graz.

martinroth.at

Martin Roth
Was wir aus unserer Umwelt machen und wie wir sie „gezähmt“ haben
11. Januar bis 4. Februar 2024