Martin Parr – Souvenir

Beispiel ist eine Bestandsaufnahme, wie Menschen ihren Reichtum und ihr ganzes Repertoire von Statussymbolen an Kunstmessen oder Pferderennen demonstrativ zur Schau stellen. Die Serie wird ausserdem als Bild- und Tonprojektion gezeigt. Neben den etablierten Brennpunkten des Reichtums in Europa oder den USA rückt Martin Parr auch die aufstrebenden Länder der arabischen Welt oder Asiens in den Blick.

Diese fotografischen Arbeiten werden in der Ausstellung ergänzt durch Filme von und über Martin Parr sowie kuriose Objekte aus seiner Souvenirsammlung. Speziell für die Ausstellung fotografierte Parr letztes und dieses Jahr für die Serie "Think of Switzerland", ein humorvolles Porträt der Schweiz mit ihren Besonderheiten und Klischees. Zentrale Themen sind der Alltag im Wohlstand, Swissness und Tourismus. Die Schweiz diente ihm zwischen 1990 und 2011 schon einige Male als Sujet. Diese Fotografien ergänzte er durch neue Aufnahmen zu einem Bildteppich seiner Eindrücke des Lebens in der Schweiz.

Er sagt dazu: "Unter allen klischeebehafteten Ländern in der Welt nimmt die Schweiz einen Spitzenplatz ein. Diese Klischees habe ich als Ausgangspunkt für meine Erkundung des Landes genommen. Zuerst widmete ich mich der herrlichen Landschaft und dem Tourismus, den sie nach sich zieht, und besuchte das bekannteste aller Bergdörfer: Zermatt. Danach wandte ich meine Aufmerksamkeit Luzern zu, einem weiteren Sammelpunkt für Touristen. Als Nächstes kam die berühmte NGO-Enklave in Genf an die Reihe, und schliesslich der alljährliche Opernball in Zürich, auf dem die wohlhabenden Schweizer sich amüsieren."

Martin Parr sammelt nicht nur mit den Medien der Fotografie oder des Films Aspekte der Realität, sondern ist parallel dazu ein leidenschaftlicher Sammler von skurrilen Objekten, mit vielen Beispielen aus dem politischen Kontext. In der Ausstellung tritt eine Auswahl aus Parrs umfangreicher Sammlung in Dialog mit seinen Fotografien – alles Souvenirs, Erinnerungsstücke. "In diesen Sammlungen", sagt Martin Parr, "hallen die Themen meines fotografischen Werks wider, das ich auch als eine Form des Sammelns definiere. Indem ich etwas Ordnung in unsere chaotische Welt hineinbringe und Dinge in Kategorien einteile und schliesslich zu einem Buch oder zu einer Ausstellung zusammenstelle, kann ich ein kohärenteres Statement über meine Beziehung zur Welt abgeben."

Martin Parr wurde 1952 in Epsom, Surrey (Grossbritannien) geboren und lebt heute in Bristol. Von 1970 bis 1973 studierte er an der Manchester Polytechnic Fotografie. Seither hat Martin Parr zahlreiche fotografische Projekte verwirklicht. 1994 wurde er Vollmitglied der Fotoagentur Magnum. Seine vielfach ausgezeichneten Arbeiten sind in bedeutenden Sammlungen in Europa, Nordamerika, Asien und Australien vertreten und werden im Rahmen zahlreicher internationaler Ausstellungen gezeigt. 2002 präsentierte die Barbican Art Gallery in London eine grosse Retrospektive, die während fünf Jahren in europäischen Museen zu sehen war.

2008 eröffnete das Haus der Kunst in München die Ausstellung "Parrworld", die zwei Jahre durch Europa wanderte. Neben seiner Beschäftigung als Fotograf nahm Parr auch Lehraufträge an und arbeitete als Kurator. Zudem hat er begonnen, Filme zu drehen und arbeitete an einem Dokumentationsprojekt über das "Black Country" in den englischen West Midlands mit. Parr veröffentlichte mehr als 70 Bücher, weitere 30 hat er als Herausgeber publiziert. Gegenwärtig arbeitet er am Buch "History of the Photobook" (Vol. 3) und kümmert sich um die Bekanntmachung neuer Fotografen.

Martin Parr – Souvenir
12. Juli 2013 bis 5. Januar 2014