Martin Moser. Öffentliche Restaurierung

Im Zentrum der Ausstellung steht die öffentliche Restaurierung von drei monumentalen Holztafeln, die der Künstler Martin Moser 1557 für die Hauskapelle der Luzerner Familie Pfyffer-Cloos fertigte. Die Gemälde aus dem Besitz des Historischen Vereins Zentralschweiz gehören zu den Hauptwerken der Sammlung des Kunstmuseums Luzern. Das Publikum kann den gesamten Prozess der Restaurierung miterleben. Von Mittwoch bis Freitag sind die Restauratorinnen vor Ort bei der Ausführung ihrer konservatorischen Massnahmen zu sehen. Jeden Donnerstag um 16 Uhr geben sie dem interessierten Publikum gerne Auskunft über den Fortgang der Restaurierung und ihre Tätigkeit. Die Sicherung der Malschicht und die Stabilisierung der hölzernen Tragekonstruktion sind das Hauptziel ihrer Arbeit.

Darüberhinaus setzt sich die Ausstellung mit der Entstehung der Gemälde und ihrem kulturellen Umfeld im Luzern des 16. Jahrhunderts auseinander. Beispielsweise lebt der Künstler Martin Moser an einer Audiostation wieder auf und berichtet von seiner Abwanderung aus Zwinglis Zürich. Im Zuge der Reformation kam es dort zu Bilderverboten, was es den ortsansässigen Künstlern unmöglich machte, weiterhin in Zürich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Luzern hingegen war nicht nur gegenreformatorisch geprägt, es entwickelte sich damals auch zu einer blühenden Handelsstadt, deren wirtschaftlicher Aufschwung die Kunstproduktion begünstigte. Wie viele andere Künstler fand auch Moser in Luzern ein neues Betätigungsfeld: Er arbeitete beispielsweise am Bildprogramm der Hofbrücke mit.

Auch die einflussreichen Patrizier liessen sich ihre Privathäuser künstlerisch ausstatten. Jost Pfyffer, der Auftraggeber von Martin Mosers Tafeln, übte als Mitglied einer mächtigen Luzerner Familie mehrere Jahre das oberste politische Amt des Schultheissen aus. Seine gesellschaftliche Stellung spiegelt sich in seinem repräsentativen Wohnhaus am Weinmarkt 5 in der Luzerner Altstadt wider. Alttestamentarische und antike Szenen von Martin Moser schmücken bis heute die Räume des Hauses. In der Ausstellung verdeutlicht ein Modell den ikonografischen Zusammenhang zwischen den Fresken und den grossformatigen Gemälden aus der Kapelle. In ihrer Gesamtheit thematisieren die Bilder das Verhältnis des Einzelnen zu seiner Familie, zu seinen Mitmenschen und zu Gott. Was auf den drei Holztafeln Das Jüngste Gericht, Der reiche Prasser und der arme Lazarus und Gastmahl des Herodes. Enthauptung des Hl. Johannes im Detail dargestellt ist, können die Besucherinnen und Besucher an einer Computerstation in der Ausstellung erfahren.

Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet. In Referaten und Gesprächen vertiefen Fachleute aus den Bereichen Kunstgeschichte, Theologie, Restaurierung und Geschichte die in der Ausstellung angesprochenen Aspekte. Ein Rundgang durch Jost Pfyf-fers ehemaliges Haus, eine Veranstaltung zur damaligen Tischkultur und ein Gambenkonzert vermitteln überdies ein Bild der Alltagskultur des 16. Jahrhunderts.

Martin Moser. Öffentliche Restaurierung
11. August bis 18. November 2012