Manor-Kunstpreis Schaffhausen 2010

Kaspar Müller (*1983, Schaffhausen, lebt in Basel und Zürich), präsentiert anlässlich des Manor-Kunstpreises Schaffhausen 2010 im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen neue Objekte, Druckgrafiken sowie eine filmische Arbeit. Mit subtilen, ungewöhnlichen Verschiebungen überträgt er profane Gegenstände und Motive in den Kunstkontext und regt zu vielseitigen Betrachtungen über Kunst, ihre Wahrnehmung und Wertigkeit an.

Oft sind es einfache, fast banale Dinge, die Kaspar Müller mit unterschiedlichen Medien technisch perfekt und ohne manipulative Tricks in Kunst umsetzt. In Schaffhausen werden bunte Glaskugeln an Seilen, Comicfiguren als Linoldrucke und Filmsequenzen mit den historisch-touristischen Städten Colmar und Strassburg zu sehen sein. Die Arbeiten wirken sonderbar direkt und irritieren bei näherer Betrachtung. Einerseits führen die Dinge ihre Schönheit und Unterhaltsamkeit vor; andererseits erscheint manches leicht merkwürdig oder unpassend. Grosszügig angeordnet im Ausstellungsraum suggerieren sie Übersichtlichkeit und eröffnen gleichzeitig ein disparates Spektrum an Fragen nach der Autorschaft wie auch der Rezeption und den Bedeutungszuweisungen von Kunst.

Im Film "Colmar & Strasbourg" trifft die Altstadtidylle auf moderne Urbanität. Dazwischen taucht ein Schauspieler mit Karnevalshut als Mitläufer und gleichzeitig Sonderling auf: eine Metapher dieser vielgestaltigen Gegenwartskulisse. Die Comicfiguren der Linolschnitte – entstanden in Zusammenarbeit mit dem Künstler Thomas Julier – erzählen Geschichten, erwecken Heiterkeit und Erinnerungen. Ähnlich wie der Filmschauspieler machen manche einen eher ungelenken, unbeholfenen Eindruck, verstärkt durch den Linolschnitt. So gesehen künden sie auch vom tragischen, melancholischen Moment des Spassmachens. Ein visueller und haptischer Reiz der Oberfläche wird bei den bunten Glaskugeln evident. Sie wirken dekorativ, doch andererseits trügt der Schein: Die Seile, woran die Kugeln hängen, sind eher grob und unelegant. Verschiebungen an den Schnittstellen der Produktion und Rezeption lassen die Arbeiten Kaspar Müllers immer wieder auf irritierende Art anregend erscheinen. Marc Munter

Zur Ausstellung erscheint eine Künstlerpublikation mit zahlreichen Abbildungen, Texten von Kim Seob Boninsegni und Marc Munter, einem Gespräch zwischen Kaspar Müller und Daniel Baumann sowie künstlerischen Beiträgen von Eva Nägeli und Tobias Kaspar. Verlag für moderne Kunst Nürnberg, Hardcover, ca. 120 Seiten, ca. 80 Abb., schwarzweiss, CHF 28.00.

Kaspar Müller - Manor-Kunstpreis Schaffhausen 2010
29. Oktober 2010 bis 9. Januar 2011