Licht am Horizont

Peter Angermann, 1945 in Rehau in Oberfranken, Bayern, geboren, studierte zunächst von 1966 bis 1968 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, bevor es ihn im Herbst 1968 in die Klasse von Joseph Beuys an der Kunstakademie Düsseldorf zog. Von seinem Lehrer stets mit Lob bedacht, wurde er dennoch – und womöglich gerade deshalb – zum Mitbegründer der legendären YIUP-Gruppe, die seit 1969 innerhalb der Akademie und vor allem in der Beuys-Klasse mit provokanten Aktionen auch gegen Beuys selbst auf sich aufmerksam machte.

Von 1996 bis 2002 war Angermann Professor für Malerei an der Städelschule, Frankfurt am Main, von 2002 bis 2010 Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Als Angermann 1972 die Kunstakademie Düsseldorf verließ, stand er künstlerisch gesehen zunächst mit leeren Händen da; denn seine Leidenschaft für Malerei war in der Beuys-Klasse nicht gerade befördert worden. Erst ein Jahr später, nachdem er die Lehren von Beuys weitgehend über Bord geworfen hatte, wagte Angermann einen Neuanfang in Sachen Malerei.

Das Zusammentreffen mit dem Ex-Kommilitonen Milan Kunc wirkte sich in dieser Situation äußerst fruchtbar aus. Gemeinsam entwickelten sie eine neue Bildsprache, die nah am alltäglichen Leben orientiert war und zugleich von einem anarchisch-witzigen Impetus befeuert wurde. 1979 gesellte sich Jan Knap zu den Freunden: Die Gruppe "Normal" war geboren. Sie propagierte die Ablehnung des Individualismus und artikulierte sich folgerichtig in einer Vielzahl von gemeinschaftlich erarbeiteten Werken – Gemälden, die teilweise auch in der Öffentlichkeit entstanden. 1981 war allerdings die künstlerische Entwicklung jedes einzelnen der drei Mitglieder so weit fortgeschritten, dass man sich zur Auflösung der Gruppe entschloss.

Gänzlich auf eigenen Füßen stehend, hat Peter Angermann den gesellschaftskritischen Impuls seiner frühen Arbeiten beibehalten – gepaart mit jenem provokanten, teilweise absurden Witz, der aus vielen seiner Gemälde bis heute hervorsticht. 1976 überraschte der Künstler mit dem ersten seiner "Bärenbilder", Beginn einer Werkgruppe, die immer noch fortgeschrieben wird. Es sind eigentlich Bilder aus dem Familienleben, die durch ihre stringente Verkleidung im Bärenkostüm den Blick auf die conditio humana schärfen und auch vor der Idylle nicht zurückschrecken.

1987 überraschte Angermann erneut, als er – zunächst aus purer Freude am damals verpönten Genre – mit Pleinairmalerei aufwartete. Mittlerweile nimmt diese Werkgruppe ebenfalls einen festen Platz in seinem OEuvre ein, und in ihr hat er zu jener koloristischen Virtuosität gefunden, die auch seine reifen thematischen Werke auszeichnen. Beides – thematische Werke und Landschaftsmalerei – wechselt sich heutzutage zwanglos in Angermanns Werk ab, und dieser Liaison verdankt sich, was den Künstler im heutigen Kunstgeschehen so unverwechselbar macht.

Die Ausstellung im Museum Haus Lange bietet einen konzisen Überblick über das gesamte malerische Werk des Künstlers, angefangen von zwei Jugendwerken (1959, 1962) über Werke, die während des Akademiestudiums entstanden, Werke, die im Rahmen der Gruppe "Normal" gemalt wurden (darunter eine Gemeinschaftsarbeit mit Jan Knap), Beispiele aus der Serie der "Bärenbilder", eine Vielzahl von Pleinairmalereien bis hin zu einer Reihe von thematischen Werken von 1973 bis heute. Neben Leihgaben aus diversen Privatsammlungen gehören auch Leihgaben aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt und dem Neuen Museum in Nürnberg zur Ausstellung.

Zur Ausstellung ist eine umfangreiche Monografie (240 Seiten mit ca. 100 Bildtafeln) im Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg, erschienen, mit Texten von Julian Spalding und Martin Hentschel, sowie einem Interview zwischen Peter Angermann und seinem ehemaligen Meisterschüler Matthias Egersdörfer. Preis an der Museumskasse: 32 Euro, Buchhandelspreis: 38 Euro

Peter Angermann - Licht am Horizont
28. April bis 1. September 2013
Museum Haus Lange