"La roue = c’est tout" - Neue Sammlungspräsentation im Museum Tinguely

Das Museum Tinguely beherbergt weltweit die grösste Werksammlung von Jean Tinguely (1925-1991). Rund die Hälfte der Ausstellungsfläche des Museums ist stets für die Sammlungspräsentation reserviert. Erstmals seit der Gründung des Museums 1996 wird die gewachsene Werksammlung des Künstlers wieder umfassend in der grossen Halle ausgestellt. Das filigran-poetische Frühwerk, die explosiven Aktionen und Kollaborationen der 1960er Jahre sowie die musikalischen, monumentalen und düsteren Spätwerke präsentieren sich in einem neu eingerichteten, abwechslungsreichen Parcours. Ein Höhepunkt der neuen Präsentation ist der kapitale Neuankauf eines Werkes aus den 1960er Jahren: Tinguelys "Éloge de la folie" von 1966. Als Blickfang gleich beim Museumseingang betont es die Wichtigkeit disziplinübergreifender Aktivitäten des Schweizer Künstlers.

Ergänzt durch einige Leihgaben wichtiger Schlüsselwerke eröffnet sich ein neuer, vier Jahrzehnte umfassender Überblick über Tinguelys Schaffen. Seine Aussage "La roue = c’est tout" dient dabei als roter Faden: Das Motiv des Rads zieht sich nicht nur durch alle Schaffensphasen des Künstlers, es steht auch für Tinguelys Überzeugung, der andauernde Wandel der Zeit müsse in der Kunst Ausdruck finden. Die neue Sammlungspräsentation ist dabei chronologisch aufgebaut und beginnt mit den unglaublich innovativen Jahren 1954 bis 1959. Gleich im ersten Raum kommen Tinguelys Erfindungsreichtum und Innovativität zur Geltung. Er ist den frühen kinetischen Drahtskulpturen und Reliefs der 1950er Jahre gewidmet, mit denen Tinguely seinen Ruf als Pionier der kinetischen Kunst begründete.

Anschliessend werden die 'performativen Skulpturen' der Zeit von 1960 bis 1967 mit einer Gegenüberstellung der Schrott-Skulpturen um 1960 und den schwarzen Skulpturen um 1965 präsentiert. Im neu eingebauten Obergeschoss geht es weiter mit Tinguelys Auto-Passion und seinen sakralen und karnevalesken Skulpturen.

Tinguelys überaus innovatives Arbeiten im Medium der Skizzen und Zeichnungen kann mit einer Auswahl von Werken konsultiert werden. Die anschliessenden Räume haben den Charakter einer Kabinett- oder Studienabteilung und legen den Schwerpunkt auf Tinguelys wichtige Gemeinschafts- und performative Projekte der 1960er- und 1970er-Jahre im öffentlichen Raum, auf der Bühne und in Museen. Videoprojektionsräume bieten den Besuchenden die Möglichkeit, die Projekte, "Homage to New York" (1960), "Étude pour une fin du monde No.1" (1961), "Study for an end of the world No. 2" (1962) und "Éloge de la folie" (1966) filmisch zu entdecken.

Schliesslich öffnet sich der Raum in der grossen Halle auf die späteren Jahre Tinguelys mit grossen Skulpturen und Musikmaschinen u.a. mit der "Méta-Harmonie II" (1979), der "Fatamorgana" (1985) und der "Méta-Maxi-Maxi-Utopia" (1987), der grössten Museums-Skulptur, die Tinguely je geschaffen hat. Die Werke in diesem Ausstellungsbereich haben festgelegte, choreographierte Laufzeiten. Zum Sammlungsparcours gehört ebenfalls das zentrale Spätwerk "Mengele-Totentanz" (1986) sowie das Schauatelier des Restauratorenteams.

La roue = c’est tout
8. Februar 2023 bis Frühjahr 2025