Kunstmuseum Liechtenstein erhält bedeutende Schenkung

Das Kunstmuseum Liechtenstein konnte durch eine bedeutende Schenkung durch die Gerda Techow gemeinnützige Stiftung wichtige Werke für seine Sammlung erwerben. Anlass dafür ist das 20-jährige Bestehen des Museums. Es handelt sich um die großzügigste Zuwendung von privater Seite seit Bestehen des Museums.

Das Kunstmuseum Liechtenstein hat sich mit einem spezifischen und klar konturierten Sammlungsprofil in den vergangenen zwei Jahrzehnten international etablieren können. Besonders seine Sammlung der italienischen Arte Povera hat grosse internationale Anerkennung gefunden. Dieser Sammlungsteil konnte nun durch den Erwerb von zwei historisch bedeutsamen Werken von Marisa Merz und Luciano Fabro noch einmal verstärkt werden.

"Scarpette", 1968, von Marisa Merz (1926–2019) gehört zu den wichtigen frühen Arbeiten der einzigen Künstlerin der Arte Povera. Die aus Nylonfäden gestrickten, extrem leichten "Schühchen" entstanden im Zusammenhang mit ihren frühen Aktionen, die sowohl die häusliche Arbeit wie auch die Flüchtigkeit einer träumerischen Vision des Eintauchens in die Natur thematisierten. Von den wenigen Exemplaren, die entstanden bzw. erhalten sind, findet das erste Paar nun Eingang in eine Museumssammlung.

"Felce", 1968, von Luciano Fabro (1936–2007) gehört ebenfalls zu den zentralen Werken des Künstlers aus der frühen Zeit der Arte Povera. Ein grosses Farnblatt ist unter einer Kristallplatte durch ein Bleiblech gehalten, das auch die Kristallplatte umschliesst. Kristall und Blei nehmen dabei annähernd die Umrisse des Farnblattes auf. Diese Arbeit, häufig publiziert, aber selten ausgestellt, gehört zu jenem Strang in Fabros Œuvre, in dem er sich mit langen Zeiträumen beschäftigte. Die Kombination der Materialien Farn, Kristall und Blei spricht sowohl von Organik und Anorganik wie von den in der Erdkruste eingeschlossenen Zeugnissen vergangener erdgeschichtlicher Perioden.

Diese Erwerbungen wurden durch die Gerda Techow Stiftung ermöglicht, damit das Kunstmuseum Liechtenstein von allen Künstler_innen der Arte Povera bedeutende Werke aus der "historischen" Phase dieser Bewegung zwischen 1965 und 1971 besitzt.

Das Kunstmuseum freut sich insbesondere, dass diese Erwerbungen direkt aus den Nachlässen der Künstler erfolgten und damit eine hervorragende Provenienz gegeben ist.

Durch die Schenkung war darüber hinaus der Ankauf einer frühen Arbeit von Steven Parrino (1958–2005), "Crowbar", 1987, möglich. In ihr kristallisieren sich Parrinos künstlerische Interessen auf einzigartige Weise: die "Malerei nach dem Tod der Malerei" ebenso wie die Auseinandersetzung mit zentralen malerischen Positionen der ersten und der zweiten Moderne, in diesem Falle Malewitsch und Fontana. Das Werk besteht aus einem monumentalen monochrom-schwarzen Gemälde, aus dem der Künstler in einer videografisch dokumentierten Aktion mit einem Brecheisen ein etwas kleineres rechteckiges Format an drei Seiten herausschlug und die "frei" gewordene Leinwand anschliessend auf den Boden herabhängen liess, auf diese Weise die Struktur des Keilrahmens und die dahinter befindliche Wand zeigend. Das Werk war bereits Teil der grossen Retrospektive, die das Kunstmuseum Liechtenstein dem Künstler im Jahre 2020 ausgerichtet hat, und es ergänzt den im Kunstmuseum Liechtenstein bereits vorhandenen Bestand an Gemälden Parrinos um eine weitere zentrale Arbeit.

Gerda Techow (1904–2001), in Hamburg geboren, lebte seit 1956 in Liechtenstein und hat stets die Kunst gefördert. Die nach ihrem Tod eingerichtete Gerda Techow gemeinnützige Stiftung in Vaduz hat dieses Engagement kontinuierlich weitergeführt und dem Kunstmuseum Liechtenstein bereits 2015 die Kunstsammlung Gerda Techows geschenkt, darunter Gemälde von Alfred Sisley, Ernst Ludwig Kirchner und Alexej Jawlensky sowie Aquarelle von Kirchner und Emil Nolde.

Alle drei Neuerwerbungen sind Teil der aktuellen Ausstellung des Kunstmuseum Liechtenstein, "What do we want to keep? Werke aus der Sammlung", und dort zu besichtigen.

What do we want to keep? Werke aus der Sammlung
12. Februar bis 25. April 2021
kuratiert von Friedemann Malsch