Kunstmuseum Basel zeigt flämische Expressionisten

Die flämischen Expressionisten sind eine heterogene Gruppe von Künstlern, die zwischen 1920 und 1930 in Belgien ihre wichtigsten Werke schufen. Sie sind geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem französischen Kubismus und dem deutschen Expressionismus. In der Sammlungspräsentation mit beinahe zwanzig Werken von Künstlern wie Frits van den Berghe, Constant Permeke und Gustaaf de Smet sind hauptsächlich Gemälde aus dem Bestand der Emanuel Hoffmann-Stiftung zu sehen – ergänzt um Bilder aus der Öffentlichen Kunstsammlung Basel.

Das ostflandrische Künstlerdorf Sint-Martens-Latem an den Ufern des Flusses Leie im Umland von Gent gilt als Wiege des flämischen Expressionismus. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts finden dort die drei späteren Hauptvertreter zusammen: Frits van den Berghe, Constant Permeke und Gustaaf de Smet, die sich an der Genter Kunstakademie kennengelernt hatten, leben und arbeiten jeweils während der Sommermonate auf dem Land und bilden zusammen mit einigen anderen Künstlern die sogenannte "zweite Gruppe von Latem". In jenen Jahren sind sie noch dem Luminismus verpflichtet – einem fein nuancierten, postimpressionistischen Stil, der vor allem in Belgien und Holland verbreitet war.

Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die Besetzung des Landes durch deutsche Truppen wird die dörfliche Idylle jäh beendet. Wie viele andere Belgier fliehen auch die Künstler aus Latem ins Exil. In den Nachbarländern werden sie mit der internationalen Gegenwartskunst konfrontiert und beginnen, sich von der postimpressionistischen Malerei abzuwenden. In Auseinandersetzung mit dem Kubismus, Fauvismus, Futurismus sowie dem deutschen Expressionismus entwickeln sie während der Kriegsjahre unterschiedliche expressive Bildsprachen, die deutlich durch die neuen Konzeptionen von Raum, Form und Farbe geprägt sind.

Nach Kriegsende kehren die Exilanten wieder in ihre Heimat zurück, wo sie in den 1920er Jahren in den Brüsseler Galerien Sélection und Le Centaure starke Verfechter finden. Obwohl verschieden in ihrer Ausprägung, weisen die Werke der flämischen Expressionisten klare Parallelen in der Grundtendenz auf: Es handelt sich um eine durchwegs figurative Malerei, die sich durch skulpturale Volumen, stark reduzierte Formen und kräftige Farben auszeichnet. Die Künstler widmen sich in erster Linie dem Figurenbild, bedienen sich aber auch weiterer traditioneller Genres wie dem Landschaftsbild oder Stillleben.

Das Kunstmuseum Basel widmet sich mit diesem Fokus einem ausserhalb Belgiens etwas in Vergessenheit geratenen Aspekt der europäischen Kunstgeschichte. Innerhalb der Emanuel Hoffmann-Stiftung kommt Künstlern wie Frits van den Berghe, Constant Permeke und Gustaaf de Smet allerdings ein besonderer Stellenwert zu: Der Bestand an flämischen Expressionisten in der Stiftung – der in der Ausstellung um einige Werke aus der Sammlung der Öffentlichen Kunstsammlung Basel ergänzt wird – geht auf die Anfänge der Sammeltätigkeit von Emanuel und Maja Hoffmann-Stehlin in Brüssel zurück, wo Emanuel Hoffmann in den 1920er Jahren den Aufbau einer Filiale des väterlichen chemisch-pharmazeutischen Unternehmens leitete.

Während ihres fünfjährigen Aufenthalts entdeckten sie durch ihren Nachbarn Walter Schwarzenberg, der die Galerie Le Centaure führte, den flämischen Expressionismus für sich, zu dessen Exponenten sie bald rege Kontakte pflegten und deren Werke zu ihren ersten Erwerbungen gehörten – und damit zum Kernbestand der heutigen Stiftung.

Fokus: Van den Berghe bis Tytgat
Flämische Expressionisten aus der Emanuel Hoffmann-Stiftung
16. Februar bis 25. Mai 2014