Kunsthaus Zug - Retrospektive und Sammlungspräsentation

Zum Jahresauftakt widmet das Kunsthaus Zug Jan Jedlička eine grosse Retrospektive. Das Oeuvre des aus Prag stammenden, in Zürich lebenden Künstlers gilt es für viele zu entdecken: Zum ersten Mal wird das seit den 1970er-Jahren entstandene Werk in der Schweiz so umfassend zu sehen sein. Parallel zeigt das Kunsthaus Zug in einer Sammlungspräsentation neue Werke von Max von Moos (1903-1979), Florin Granwehr (1942-2019) und Brigitte Moser (geboren 1945).

Jan Jedličkas Werke sind präzise, feinsinnig, poetisch – und für viele eine Überraschung. Denn obwohl seine Arbeiten in Museen und Galerien präsentiert wurden, fehlt in der Schweiz ein Gesamtüberblick über Jedličkas vielgestaltiges Schaffen. Das Kunsthaus Zug füllt diese Lücke nun mit einer umfassenden Retrospektive. Das Kunsthaus Zug präsentiert Gemälde aus selbst hergestellten Pigmenten, Zeichnungen, Aquatinten und Heliogravuren sowie ruhige filmische Arbeiten und Fotografien aus allen Schaffensjahren des Künstlers.

Die italienische Maremma inspiriert Jan Jedlička seit Jahrzehnten. Dort, aber auch in der Schweiz, im Prager Becken oder in Wales und Irland erarbeitete er ein vielfältiges Werk, das sich über lange Zeiträume hinweg in unterschiedlichen Techniken und Medien entwickelt hat. Als aufmerksamer Beobachter setzt sich der Künstler mit den feinen Veränderungen auseinander, die das Licht, die Jahreszeiten oder die Eingriffe des Menschen in seiner Umwelt verursachen. Für seine Zeichnungen, Aquarelle und Malerei stellt er intensive, farbige Pigmente aus vor Ort gefunden Mineralien her – und bringt dadurch die Landschaft sowie die kulturelle Geschichte des Orts buchstäblich auf das Papier und die Leinwand. In seinen schwarz-weissen Fotografien, in den Polaroids oder im Film erscheinen Licht und Dunkel. Es sind unspektakuläre Motive, immer wieder in ein anderes Medium übersetzt, sachlich und klar, analytisch und doch mit einem subjektiven, poetischen Blick.

Jan Jedlička wurde 1944 in Prag geboren und besuchte dort die Akademie der bildenden Künste. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Sowjetarmee emigrierte er 1969 in die Schweiz, wo die freie künstlerische Tätigkeit für einige Jahre hinter die Erwerbstätigkeit zurücktritt. Ein Aufenthalt in der toskanischen Maremma markiert 1978 seinen künstlerischen Neubeginn. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion richtet er zu Beginn der 1990er-Jahre wieder ein Atelier in Prag ein, wo er bis heute arbeitet.

Max von Moos – Florin Granwehr – Brigitte Moser. Neue Schenkungen

Parallel zu den Arbeiten von Jan Jedlička zeigt das Kunsthaus Zug neue Werkgruppen der Schweizer Kunstschaffenden Max von Moos, Florin Granwehr und Brigitte Moser. Die grosszügigen Schenkungen werden zum ersten Mal ausgestellt.

Max von Moos (1903-1979), der in Luzern lebte und arbeitete, ist einer der bedeutendsten Surrealisten der Schweiz. In der Kunsthaus-Sammlung nimmt er im Bereich Schweizer Surrealismus / Fantastik eine zentrale Position ein. Mit der Schenkung von 15 Gemälden und 124 Papierarbeiten aus der Sammlung Peter Thali, Luzern, ist im Kunsthaus Zug neu ein Max-von-Moos-Zentrum beheimatet.

In seinen plastischen Arbeiten und Zeichnungen spielt der aus Zürich stammende Künstler Florin Granwehr (1942-2019) mit Raum und dessen Wahrnehmung. Dabei beschäftigen ihn Fragen nach Ordnung, Wachstum, Reihung und Bewegung. Seine mathematisch konstruierten Gebilde scheinen sich um ein gerichtetes oder imaginäres Zentrum frei zu entwickeln, zu wachsen und zu drehen, bis sie in der Wahrnehmung kippen. Die Ausstellung zeigt einige frühere Arbeiten, die mit einem Beitrag der KUMA Foundation erworben wurden, sowie Schenkungen aus dem Nachlass.

Die im Kanton Zug tätige und über die Schweiz hinaus bekannte Schmuckkünstlerin Brigitte Moser (geboren 1945) kreiert Objekte, die mit der gängigen Vorstellung von Schmuck brechen. Die Künstlerin präsentiert die von ihr geschenkte, repräsentative Werkgruppe. Es sind Kunstwerke aus diversen Materialien wie Edelmetallen und Steinen, Gummi, Haaren und Knochen. Moser lässt sich durch die zum Teil unkonventionellen Werkstoffe inspirieren, mit denen sie arbeitet. Zugleich sind die Objekte ein Ergebnis des erlernten Handwerks.

Jan Jedlička – Retrospektive
Max von Moos – Florin Granwehr – Brigitte Moser. Neue Schenkungen
14. Januar bis 16. April 2023