Kunsthaus Zürich zeigt «Robert Delaunay und Paris»

Vom 31. August bis 18. November 2018 präsentiert das Kunsthaus Zürich eine grosse Ausstellung zum Werk von Robert Delaunay (1885–1941). Sein Werk kreist um Paris, die frühe Luftfahrt, den Sport und die Farbe am Beginn der Moderne. Mit 80 Gemälden und Arbeiten auf Papier ist es die bislang umfangreichste Ausstellung von Delaunays Œuvre in der Schweiz.

Delaunays Arbeiten waren von zukunftsweisender Natur. Er untersuchte den Einsatz von Farbe in der Darstellung von Bewegung, Technik und Sport und die Frage, wie er sich selbst als zentrale Figur innerhalb der Entwicklung einer dynamischen, neuen und modernen Welt positionierte. Das Kunsthaus zeigt die ganze Bandbreite: von seinen frühen «divisionistischen» und vom Stil der Fauves geprägten Porträts der Jahre 1906/07 bis hin zu den Entwürfen für das Palais des Chemins de Fer und das Palais de l’Air bei der Weltausstellung 1937, und seine letzte grosse Gemäldeserie «Rythmes sans fin», die in seinen finalen Lebensjahren entstand. Die Schau ist durch fotografische Aufnahmen und Filme bedeutender Fotografen und Filmemacher der Epoche ergänzt, die sich ebenfalls von der Stadt Paris inspirieren liessen (Germaine Krull, Man Ray, André Kertész, Ilse Bing, René Le Somptier).

Eine auf Farbkontrasten basierende Bildsprache und der Einsatz von Kreisen als formale Elemente und kosmische Symbole wurden zu Markenzeichen von Delaunays Kunst. Die Ausstellung zeigt Beispiele seiner berühmten Serien, wie die geschwungenen Gewölbe und die Buntglasfenster der gotischen Kirche Saint Séverin im Quartier Latin in Paris und seine Darstellungen des Eiffelturms, Pariser Wahrzeichen und Symbol der Moderne par excellence. Pariser Dachlandschaften, ein gigantisches Riesenrad, Flugzeuge sowie die Sonne beherrschen die Bildfläche. Mit der Serie «Les Fenêtres» schuf Delaunay eine neue Art der Malerei. Als Gegenstück zum Zusammenspiel von Licht, Raum und Bewegung, basierte sie völlig auf Farbkontrasten. In diesen Arbeiten scheint sich das Gefüge der Stadt in einer Fläche aus gebrochenen Farbtönen aufzulösen.

Guillaume Apollinaire, Kritiker und Unterstützer von Delaunays Kunst, ordnete diese optischen Effekte, die auf den in sich geschlossenen Beziehungen, Spannungen und Harmonien reiner Farbe beruhten, seinem eigenen Konzept des «Orphismus» zu, in dem er Vorstellungen zu Farbe, Licht, Musik und Poesie miteinander verband. Delaunay bezeichnete seine Gemälde lieber als «reine Malerei», ein Konzept, das seine höchste Vollendung in seinem gefeierten «Disque (Le premier disque)» (1913) fand, in dem er alle erkennbaren Bezüge auf eine sichtbare Welt eliminierte und stattdessen eine konkrete Darstellung prismatischer Lichteffekte bot.

Die Kreisform taucht in Delaunays Gemälden ab 1906 immer wieder auf und gegen 1912/13 war sie zum Motiv etlicher Bilder mit dem Titel «Soleil et lune» geworden, wie das spektakuläre Gemälde in der Sammlung des Kunsthauses. Eine Serie von Arbeiten aus dem Jahr 1914, die dem Luftfahrtpionier Louis Blériot gewidmet ist, macht von der kreisrunden Form ebenfalls ausgiebig Gebrauch. In seinem Bestreben, die Dynamik abzubilden, fertigte der Künstler eine Reihe eher gegenständlicher Arbeiten des modernen Lebens, darunter die berühmten Gemälde «Les coureurs» (1924/25). Delaunay hatte bereits in seinen Bildern der «Équipe de Cardiff» mit Sportmotiven experimentiert und Henri Rousseaus berühmtes Gemälde der Fussballspieler von 1908 war ihm selbstverständlich bekannt. Vermutlich wurde sein Interesse an Bewegung und Wettrennen jedoch durch das Spektakel der Olympischen Spiele entfacht, die 1924 in Paris stattfanden.

Im Laufe der 1920er-Jahre schuf er zudem zahlreiche Porträts seines Pariser Umfeldes, darunter die Dichter Philippe Soupault und Tristan Tzara, zusammen mit etlichen eleganten Persönlichkeiten der Gesellschaft, die er in Stoffen nach Entwürfen von Sonia Delaunay wiedergab. In seiner Serie «Rythmes sans fin» näherte er sich der Welt geometrischer Abstraktion an, die zu Beginn der 1930er-Jahre in Paris an Dynamik gewonnen hatte. Seine Arbeiten sollten später der Op Art als Vorbild dienen und wurden richtungsweisend für Künstler, die sich eines konkreten, konstruktivistischen Stils bedienten.


Ein wissenschaftlicher und durchgehend illustrierter Katalog begleitet die Schau. Er enthält aktuelle Essays von Célina Chicha-Castex, Nancy Ireson, Anne de Mondenard und Simonetta Fraquelli, die neue Beiträge zur kritischen Neubewertung dieses bemerkenswerten Künstlers lieferten. Eine Website lockt mit Geschichten, die Delaunay inspirierten – der Mord an einem Verleger, der erste Flug über den Kanal u.v.a.m.

Robert Delaunay und Paris
31. August bis 18. November 2018