Kunsthaus Zürich restauriert Schlüsselwerk von Félix Vallotton

Das Kunsthaus Zürich bewahrt als Dauerleihgabe der Gottfried Keller-Stiftung des Bundes ein bedeutendes Gemälde von Félix Vallotton (1865-1925) auf: "Das Bad am Sommerabend" (Le bain au soir d’été, 1892). Diese in einer Ölstudie vorbereitete komplexe Komposition, Vallottons erstes Hauptwerk, verarbeitet historische Reminiszenzen von Cranach, Botticelli und Renoir in der ironischen Weise der Nabis.

Im "Salon des Indépendants" 1893 erzielte das Gemälde einen Skandalerfolg. Damen aller Altersstufen glaubten sich auf der Leinwand in nicht vorteilhafter Pose wiederzuerkennen. Die beinahe hyperrealistisch wirkende Ausführung von Details, welche die zeitgenössische Gesellschaft kompromittiert und die "göttlichen" Strahlen, die aus dem Himmel auf das Getümmel am See niedergehen, trugen ihren Teil zum Protest der Betrachter bei. Die neuzeitliche Variation zum Thema des Lebensbrunnens vereinigt einen mitunter boshaften Blick auf die Frau mit kompositorischer und konzeptueller Delikatesse. Sie ist malerisch sehr interessant gestaltet. Der heikle Zustand des Werkes war Anlass einer Restaurierung, die zwischen März und September 2014 unter der Leitung des Chefrestaurators Hanspeter Marty von Viola Möckel durchgeführt wurde.

Bereits 1892, im Jahr seiner Entstehung, musste das Gemälde restauriert werden. Zu dieser Zeit hatte "eine ungeschickte Person" während der Ausstellung im Pariser "Salon des Indépendants" eine Leiter ins Bild fallen lassen und dadurch einen 10 cm langen Riss verursacht. Eine spätere Doublierung – ein Aufkleben einer stabilisierenden Leinwand auf die Rückseite des Gemäldes – führte zu Spannungen, die für Haftungsprobleme der Malschicht auf der Leinwand verantwortlich waren. Durch Erschütterungen der Leinwand, wie sie bei Transporten auftreten, waren inzwischen zahlreiche winzige Ausbrüche in der Malerei entstanden. Dem Kunsthaus gelang es jetzt, die lockere Malerei zu stabilisieren und Ausbrüche wieder zu schliessen.

Das Ziel der Restaurierung, deren detaillierte Arbeitsschritte auf der Website des Kunsthauses dokumentiert sind, war es, das 97 x 131 cm grosse Gemälde in einen stabilen Zustand zu versetzen und langfristig in seiner Substanz zu sichern. Die gelegentliche Ausleihe des Bildes an wichtige Ausstellungen wird wieder eher möglich.