Künstlerische Erforschung der Brüchigkeit der alpinen andschaft

Die Ausstellung im Bildraum Bodensee widmet sich einem dringenden Thema - den Alpen und ihren klimatischen Veränderungen. Alpine Gletscherlandschaften bieten heute eine eigentümliche Ästhetik. Im kollektiven Gedächtnis lange als mächtig-roh präsent, zeigen sie zunehmend ihren verletzlichen, bedrohten, schwindenden Charakter.

Der Fotograf und Filmemacher Michael Goldgruber erforscht sie seit Jahren künstlerisch — mit klarem Blick auf ihre monumentale Würde, ihre Brüchigkeit und jene seltsam unbeholfen wirkenden Spuren menschlicher Intervention, die diese Naturräume zu bewahren sucht. Goldgruber arbeitet vorrangig in den Medien Fotografie und Video. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt er sich mit Landschaften, die er mittels ausgedehnter Wanderung erreicht.

Es sind ganz bestimmte Zonen, die Michael Goldgruber immer wieder fotografiert oder filmt. Grau- bzw. Grenzzonen, Überschneidungsbereiche, bei denen es zum Kontakt von Natur und Kultur kommt. Jene Stellen, die Michael Goldgruber interessieren, sind oft Kristallisationspunkte von architektonischem Artefaktum und Natur. Die Videoarbeit "Gentle Sway" etwa porträtiert einen riesigen, aber irgendwie auch majestätischen Betonblock, den der Wind sanft hin und her wiegt, während im Hintergrund eine alpine Landschaft wie aus dem Bilderbuch zu sehen ist. Michael Goldgruber fotografiert Gletscher, bedeckt mit weißen Textilplanen, welche die Gletscherschmelze verhindern oder zumindest verlangsamen sollen.

"Eisbruch" zeigt Gletschereis an einer Kante, das aufreißt und den Blick auf eine archaische Felswand freigibt. Die "De.Frost.Zones" sind jene absurden neuralgischen Punkte, an denen Mensch und Natur kollidieren. Es ist keine Dokumentation, die hier passiert. Die Fotografie wird weniger benutzt, um auf den Missstand, der zweifelsfrei in höchstem Maße besteht, hinzuweisen. Dem Künstler geht es darum, die Zonen dieser manchmal dialogischen, manchmal unbeholfenen, manchmal grotesken Interaktion zwischen Mensch und Natur ins Bild zu setzen. Die Bilder wirken dann wie Stellvertreter für das größere Anliegen: Die Textilplanen, der Beton, die Eingangstür inmitten der kargen Landschaft stehen als pars pro toto für die komplizierte Beziehung, in der sich Mensch und Natur heute befinden.

Der Faltenwurf der Textilplanen, das kalte Blau des Gletscherbruchs oder abstrakte Qualitäten: Michael Goldgruber fängt die Natur in ihrer schrecklichen Schönheit ein, in einer rastlosen und immer wieder aufs Neuen begonnen Suche nach gültigen Bildern von Natur am Beginn des 21. Jahrhunderts.

Michael Goldgruber
Bruch.Stuecke
Eröffnung: Donnerstag, 12. Mai, 19 Uhr
Zur Ausstellung: Roland Haas, Kunstforum Montafon

Dauer der Ausstellung: 13. Mai bis 2. Juli 2022
Brunch & Artis Talk: Samstag, 2. Juli, 11 Uhr