Küefer-Martis-Huus Ruggell zeigt Ausstellung rund um den Wolf

Wölfe faszinieren und polarisieren zugleich. Auf der einen Seite finden sie zahlreiche Beschützer. Aber Meldungen von gerissenen Schafen in der Region lösen in uns auch tief verwurzelte Ängste aus. Ist diese Angst gerechtfertigt? Tun wir dem Wolf unrecht? Warum ist der Wolf bei uns immer noch so negativ besetzt? Auf welche mythologischen Vorstellungen geht das Bild des Wolfes als Inkarnation des Bösen zurück?

Die Ausstellung im Küefer-Martis-Huus geht diesen Fragen nach. Der Wolf wird als mythologische Gestalt, als Sagenfigur, als Fabel- und Märchentier und als moderne Filmfigur beschrieben. Illustriert werden diese Aspekte vor allem anhand von Grafiken und Objekten aus der umfangreichen Sammlung des Volkskundlers Burghart Häfele, dessen Dissertation zum Thema "Über Wölfe und Menschen" auch die inhaltliche Grundlage für die Ausstellung geliefert hat. Neben historischen Aspekten und Geschichten aus unserer Region ist auch die moderne Wolfsforschung Thema der Ausstellung. Aktuelle Analysen zum Verhalten des Wolfes und die Vielfalt der mit dem Wolf assoziierten Vorstellungen werden auch im Rahmen eines umfangreichen Begleitprogramms beleuchtet.

In den mythologischen Erzählungen vieler Völker spielt der Wolf eine wichtige Rolle. Oft steht er in Verbindung mit dem Tod. Bei Jägern und Sammlern wurde er meist auf Grund seiner Kampfesstärke und Ausdauer verehrt. In einigen Kulturen ist die Mutterliebe der Wölfinnen sogar in die Entstehungsgeschichten eingeflossen. In der abendländischen Kultur überwog seit dem Mittelalter das negative Bild des "bösen Wolfes". Wölfe galten als Bedrohung für Hirten und Viehzüchter und wurden als menschenfressende Ungeheuer gefürchtet und gehasst. In Sagen und Märchen galt er als wild, reissend, bissig, grimmig und blutgierig. Auch der Werwolfmythos erlebte in Europa in der Zeit vom 13. bis zum 17. Jahrhundert wieder eine Blütezeit. Oftmals wurde der Teufel oder Hexerei für die Verwandlung in einen Werwolf verantwortlich gemacht.

Im 16. Jahrhundert war der Wolf noch in der ganzen Schweiz beheimatet. Bereits im 17. Jahrhundert wurde er im Mittelland ausgerottet und in die Alpen verdrängt. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwand der Wolf schliesslich aus seinen letzten Rückzugsgebieten. Erst die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Wolf, vor allem die Verhaltensforschung und die Beobachtung von Wölfen in freier Wildbahn hat dieses Bild wieder zurechtgerückt. Heute gilt er als intelligentes und vor allem auf Grund seines Sozialverhaltens als vorbildliches Tier.


Der Wolf. Zur Geschichte und Aktualität eines Mythos
15. November 2015 bis 9. Oktober 2016
Eröffnung: 14. November 2015, 18 Uhr