Jassik, aber avanti!

30. Oktober 2013 Rosemarie Schmitt
Bildteil

Grundsätzlich mag ich keine Crossoverproduktionen. Es sei denn, sie sind nicht nur professionell, witzig und humorvoll arrangiert, sondern auch ebenso vorgetragen. Ganz was Feines, ganz und gar nicht delikat, indes eine wahre Delikatesse, tischt mir, und tische ich Ihnen, das Ensemble Passo Avanti mit ihrem neuen Album auf! Klarinette, Gitarre, Violine und Cello machen es möglich, nämlich solche kammermusikalischen Ausflüge zwischen Jazz und Klassik. Die Musiker haben nicht nur beide Stilrichtungen gelernt, nein, sie beherrschen sie sogar!

Diese "Delikatessen" sind nicht einfach nur eine Mischung aus Jazz und Klassik, sondern eine perfekte Symbiose dieser beiden Stilrichtungen. Genau genommen ist es ein ganz neuer Stil, es ist Jassik! Bereits beim Hören des ersten Tracks geht mir das Herz auf und Passo Avanti den Bach rauf und runter. In Titel Nr. 10, der auf Mozarts Bildnisarie basiert, legt das Violoncello einen gezupften Jazzbass auf’s Parkett, daß, wem nicht das Herz im Takte hüpft, er keines haben kann. Ebenso herzerfrischend, frech und virtuos interpretiert das Quartett Clementis groovy kind of love, ein Kind mehrerer Väter, darunter auch Phil Collins (dies sei erwähnt für all jene Liebhaber populärer Musik, die glauben, keine Klassik zu mögen).

Mein unübertroffener Lieblingstitel auf dieser CD jedoch, ist und bleibt die Prélude op.28 Nr.4 von Fréderick Chopin, beziehungsweise das, was Passo Avanti daraus machen. Selbst nachdem ich diese Interpretation inzwischen zig Mal gehört und genossen habe, wird mir jedesmal erneut ganz "melancomisch" zumute. Nein, Passo Avantis "Delikatessen" sind alles andere als albern oder gar oberflächlich. Es ist eine sehr ernst zu nehmende Musik, intensiv, ansteckend, unterhaltsam, begeisternd, geistreich, originell und überaus virtuos.

Von den meisten Crossoverprojekten fühle ich mich auf den Arm, von Passo Avantis Delikatessen jedoch in den solchen genommen. Noch intensiver, als Passo Avanti nur zu hören, ist sicherlich dieses Ensemble live zu erleben. Die nächsten Gelegenheiten hierzu haben Sie am 23. November 2013 im Schloss Miltach (im Kötztinger Land/Oberer Bayerischer Wald) und am 24. November beim Saitensprünge Festival in Bad Aibling.

Wenn man so viele Neuerscheinungen hören darf, muß, möchte, wie ich, dann ist es nicht immer die reine Freude, und ebenso wenig immer eine Überraschung. Es sei denn, diese Neuerscheinung kommt aus dem Hause GLM, für mich ein Garant für Besonderes, Hörens- und Entdeckenswertes!

Meinen ganz besonderen Dank für diese überaus köstlichen Delikatessen!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt