Jasper Johns als Sammler

Jasper Johns gehört zu den bedeutendsten US-amerikanischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. In den 1950er Jahren revolutionierte er die Malerei mit seinen Bildern der amerikanischen Flagge und von Zielscheiben. Seine Werke wurden zum Vorläufer der Pop-Art. Weit weniger bekannt ist Johns’ Tätigkeit als Sammler, vor allem von Zeichnungen. Das Kunstmuseum Basel gewährt nun erstmals und exklusiv einen tiefen Einblick in diese einzigartige Künstlersammlung.

Die Sammlung von Jasper Johns veranschaulicht seine Leidenschaft für das Medium der Zeichnung in all seinen Facetten. Mit der Neugier des Künstlers und dem Gespür eines Connaisseurs hat Johns über Jahrzehnte herausragende und besondere Zeichnungen erworben. In seiner Sammlung findet das anonyme Selbstporträt eines Jungen, entstanden Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA, einen überraschenden Nachbarn in einem Selbstbildnis von Paul Cezanne, einem der einflussreichsten französischen Künstler des späten 19. Jahrhunderts. Handstudien von Käthe Kollwitz finden ein Echo über mehrere Epochen in Zeichnungen von Johann Heinrich Füssli und Bartolomeo Passarotti und in einem Handabdruck von Marcel Duchamp.

Die Sammlung ist Ausdruck von Jasper Johns’ Blick auf die Kunstgeschichte und von seinem ganz eigenen Gespür für künstlerische Verwandtschaften über die Jahrhunderte hinweg. Schwerpunkte bilden dabei französische Zeichnungen des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowie US-amerikanische Positionen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Paul Cezanne, Pablo Picasso und Willem de Kooning stehen stellvertretend für Künstler, von denen Johns besonders umfangreiche Konvolute zusammentragen konnte.

Zugleich ist Johns’ Sammlung das Porträt des sozialen Gefüges eines langen Künstlerlebens: Der grösste Teil der Werke kam durch Geschenke und den Tausch mit befreundeten Künstler:innen in seinen Besitz. Dies sind vorab Robert Rauschenberg, John Cage und Merce Cunningham, aber auch Künstler:innen einer älteren Generation wie Louise Nevelson, Barnett Newman und Franz Kline. Hinter vielen Werken stecken Geschichten von persönlichen Begegnungen, Allianzen, Wertschätzung und familiären Momenten wie Geburtstage oder Weihnachten. Das bezeugen die auf zahlreichen Blättern vorhandenen Widmungen.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel (Neubau) zeigt eine fokussierte Auswahl von 103 Zeichnungen von 47 Künstler:innen aus der Sammlung von Jasper Johns. Als Ausgangspunkt dient das Thema des menschlichen Körpers, dem sich ein Grossteil der Werke widmet, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Porträts. Bei vielen Leihgaben liegt die Aufmerksamkeit zudem auf dem künstlerischen Arbeitsprozess. Insgesamt versammelt die Ausstellung eine grosse Vielfalt an zeichnerischen Ausdrucksmöglichkeiten vom 16. bis 21. Jahrhundert. Dazu gehören Collagen, Skizzen, beiläufig wirkende Kritzeleien, ausgereifte Studien und malerische Kompositionen, aber auch Musiknotationen.

Jasper Johns – Der Künstler als Sammler
Von Cezanne bis de Kooning
Bis 4. Februar 2024