Jahresausstellung der Universität für angewandte Kunst Wien

Die Universität für angewandte Kunst Wien zeigt zum elften Mal ausgewählte Einzel- und Gruppenarbeiten der Studierenden und AbsolventInnen als Höhepunkt des Studienjahres 2011/12 aus den Studienrichtungen Architektur, Industrial Design, Bildende Kunst, Bühnengestaltung, Design, Konservierung und Restaurierung, Mediengestaltung, Art & Science und Sprachkunst. Edek Bartz hat wie in den Vorjahren gemeinsam mit den Professorinnen, Professoren, Lehrenden und Studierenden die Ausstellung konzipiert. Bei der "Essence" wird eine Vielzahl an künstlerischen Arbeiten aus allen Abteilungen zu sehen sein.

Repräsentativ für das Schaffen am Institut für Bildende und Mediale Kunst präsentiert die Abteilung Transmediale Kunst beispielsweise die "waschsalonbibliothek" von Milan Mladenovic, eine aus vielen einzelnen Objekten bestehende Rauminstallation in mehr oder weniger ovalen Formen, aus verpackten Produkten und Ambalage-Etiketten, die auf allen Wänden und den Möbeln im Raum angeklebt oder fixiert sind. Flächen, die aus gleichen oder ähnlichen Objekten bestehen, sind im Raum so positioniert, dass sie nicht rechteckige Raumproportionen haben, sondern im Raum "fließen".

Die bei Johanna Kandl Malerei studierende Stephanie Kaiser präsentiert eine 600 x 630 cm große selbstrekursive Wandzeichnung (o. T.). An der linken oberen Ecke beginnend, zeichnet sie mit Softpastell eine Hand, um dann rechts neben ihr eine weitere zu zeichnen. Im Folgenden zeichnet sie weitere zehn Hände in der Reihe, "dann in der nächsten beginnend eine Hand, um wiederum eine Hand zu zeichnen, um eine Hand zu zeichnen, um eine Hand zu zeichnen" (Stephanie Kaiser). Ines Hochgerner, Jakob Schieche und Stefan Wirnsperger (ebenfalls Studium der Malerei bei Johanna Kandl) inszenieren einen Autounfall − ein alltägliches Szenario, ein bildlich und inhaltlich spektakuläres Kettenglied. Die endlose Und-Reihe (Papiermaché aus Gratiszeitungen, 2011) fragt nach Schaulust und Voyeurismus, nach der katastrophalen Inszenierung oder der inszenierten Katastrophe. Wer bestimmt Form und Inhalt von Information?

Zufallsbücher, die von Judith Fischer kuratierte transmediale Rauminszenierung einer Textur mit Arbeiten von sechs Sprachkunst-Studierenden (Afamia Al-Dayaa, Ekaterina Heider, Ricarda Ina Kolck-Thudt, Sophie Zehetmayer, Thassilo Veit Hazod, Theresa Brunner), besteht aus einer Vitrine, in der sich sechs Zufallsbücher internationaler Literatur befinden. Diese Bücher sind via aufgenommener "Zufallslesungen" durch die Studierenden über Kopfhörer hörbar. Von der Vitrine/den Büchern führen Verbindungslinien (Fäden, gemalte Linien, Schnüre, Stricke, Kabel, Verspannungen usw.) zu sechs textbasierten, multimodalen Einzelarbeiten der Studierenden.

Ähnlich intertextuell präsentiert sich das Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung mit u. a. einem Ausstellungskonzept der Abteilung Textil- Freie, angewandte und experimentelle Gestaltung (geleitet von Barbara Putz-Plecko), das künstlerische Beiträge in transparenten Blasen unterschiedlicher Größen zeigt. Die von Manora Auersperg kuratierten Arbeiten der Studierenden entfalten in umhüllenden Membranen ihre Eigenständigkeit und kommunizieren vom sphärischen Raum in den Ausstellungsraum. Durch die Leichtigkeit und Beweglichkeit der Präsentationsstruktur eröffnen sich vielfältige Bezugsmöglichkeiten und Kontextualisierungen der einzelnen Projekte. Die luftgeformten PVC-Kugeln wurden in Kooperation mit experimonde (P. Michael Schultes) entwickelt. 

Im Sommersemester 2012 kooperierte das Institut für Sprachkunst mit der Klasse Grafik Design (Institut für Design), betreut von Sabine Scholl (Sprachkunst) und Oliver Kartak (Grafik Design). Das Gemeinschaftsprojekt "Na, dann kreuzen wir uns mal!" steht unter dem offenen und desto mehr Raum gewährenden Motto "Wünsche, Utopien, Manifeste". Es geht um die Empörungen, Forderungen, Ziele und Utopien der Studentengeneration. In freier Medienwahl erarbeiteten die 15 Mitwirkenden in Teams künstlerische Objekte zu den Themen: Anweisungen zu einem richtigen Leben als Frau, die zu Zwängen werden; Sammlung von Wünschen verschiedener Menschen aus verschiedenen Ländern in Wort und Bild; Raum gewordener Wunsch; Liebe als Utopie und Text gewordener Wunsch, der ein Gegenüber formt; Utopie als Richtung, die uns zum Laufen bringt; Zusammentreffen von Utopien und Verbotsschildern.

Am Institut für Konservierung und Restaurierung widmeten sich Studierende der Erhaltung von sechs Wiener Gemeindefriedhöfen (u. a. 7.500 erhaltene Grabmonumente von ursprünglich 30.000 am jüdischen Friedhof Währing), die in den letzten Jahrhunderten und insbesondere auch während des Nationalsozialismus zerstört wurden. Die erhaltenen Grabsteine spiegeln die Wiener jüdische Geschichte. Sie erzählen von innerjüdischen Entwicklungen wie Emanzipation, Migration und dem kulturellen Austausch zwischen west- und osteuropäischen Judentum sowie vom jüdischen Einfluss auf die Entwicklung der Stadt.

The Essence 2012
27. Juni bis 15. Juli 2012