Invisible frontier

"Invisible Frontier" – dem Titel eines Bands einer mehrfach preisgekrönten belgischen Comic-Reihe entlehnt, wo in einer urbanen Gegenwelt die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmt – ist "Programm" für zahlreiche Arbeiten des niederländischen Architekten und Fotografen Bas Princen und der in Belgrad geborenen und in Rotterdam und Basel lebenden Architektin Milica Topalovic. In autonomen wie gemeinsamen Projekten setzen sie sich speziell mit den Grenzen zwischen natürlicher und künstlicher Landschaft auseinander, die zunehmend verschwimmen und unsichtbar werden.

Ihre Herangehensweise ist vielschichtig: sie sammeln, dokumentieren, analysieren, stellen unterschiedliche Sichtweisen nebeneinander und sie intervenieren. Dabei interessieren sie sich insbesondere für "marginale" Landschaften, die in Städten und an deren Rändern als Nebenprodukte der Urbanisierung entstanden und entstehen.

Ausgehend von der spezifischen räumlichen Situation im Aut haben Princen und Topalovic für die Ausstellung konkrete Architektur- und Landschaftsprojekte bearbeitet, die sie als teilweise geschossübergreifende Installationen realisieren: das "Dome Project", eine kuppelförmige Überdachung des Infrastrukturknotens Mr Visserplein in Amsterdam, das sie für die erste Runde des Prix de Rome 2006 entwickelten, "Towers and Squares", ein 2004 im Rahmen von "Fear of the City" als Doppelhelix-Konstruktion geplanter Turm und "Landscape fictions based on true stories", eine Analyse der Kulturlandschaft der holländischen Küstenregion Ijmiuden als Basis für Interventionen, die diesen künstlichen Naturraum wieder in einen öffentlichen Raum verwandeln sollen. Dazu in Beziehung gesetzt, veranschaulichen Fotografien von Bas Princen, u. a. aus den Serien "Urban Debris" und "Artificial Arcadia", und die Videoinstallation "Sunday Canon" von Milica Topalovic ihre künstlerische Sichtweise auf urbane und so genannte natürliche Landschaften.

Gerade in Tirol wird Landschaft als naturgegeben betrachtet, als zu bewahrendes Gut, aber auch als Voraussetzung für den Tourismus und Garant für Wohlstand. Dabei wird oft übersehen, dass diese scheinbar natürliche Umgebung bereits mit Eingriffen durchsetzt ist und zunehmend künstlich geschaffenen Szenarien weicht: gestaltet durch jahrhunderte lange Land- und Forstwirtschaft, durch Wasser- und Lawinenschutzbauten, Stauseen, Skipisten etc. Die Grenzen sind nicht eindeutig fassbar, Natur und menschliche Intervention durchdringen sich, gehen ineinander über. In diesem Sinne möchte "Invisible Frontier" auch einen Diskurs über das Landschaftsverständnis in Österreich und speziell in Tirol initiieren, der im Herbst mit einem Symposium vertieft wird.


Invisible frontier

Landscape fictions based on true stories
27. Juni bis 13. September 2008