Internationaler Hochhaus Preis 2014

Der Internationale Hochhaus Preis (IHP) 2014 geht in die entscheidende Runde: Die Jury hat fünf Hochhäuser in die Endrunde gewählt. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert und wird am 19. November 2014 von der Stadt Frankfurt am Main mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Der IHP gilt als der weltweit wichtigste Architekturpreis für Hochhäuser. Er richtet sich an Architekten und Bauherren, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertig gestellt wurden.

Die Jury besteht aus Architekten, Tragwerksplanern, Immobilienspezialisten und Architekturkritikern. Sie beurteilt die nominierten Projekte nach folgenden Kriterien: zukunftsweisende Gestaltung, Funktionalität, innovative Bautechnik, städtebauliche Einbindung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Die diesjährigen fünf Finalisten wurden unter 26 Nominierten aus 17 Ländern ausgewählt. Sie zeigen weiterhin den weltweiten Trend im zeitgenössischen Hochhausbau zu einer Nutzungsverschiebung vom Büro- zum Wohnhochhaus, der nun auch in Europa angekommen ist. Zudem hat sich die Tendenz Licht, Luft und Grün mit dem Hochhausbau zu verbinden weiter verstärkt. Trotz neuer Höhenrekorde fällt auf, das daneben eine gestiegene Aufmerksamkeit hinsichtlich der urbanen Qualitäten zu erkennen ist.

Bosco Vertikale (Mailand/Italien): Die "bewaldeten Hochhäuser", so die Jury, sind ein anschauliches Beispiel einer Symbiose von Architektur und Natur. Die begrünten Wohnhochhäuser basieren auf einfachen rechteckigen Grundrissen und sind mit 18 bzw. 24 Stockwerken (78 Meter und 121,5 Meter) unterschiedlich hoch. Jede der 400 Wohnungen hat Zugang zu mindestens einer Terrasse oder einem Balkon, der vielmehr ein eigener Garten bzw. ein kleines Waldstück ist – denn es sind mehrere hundert Bäume, die an den Fassaden wachsen, durchmischt mit tausenden von Stauden, Sträuchern und Bodendeckern.

De Rotterdam (Rotterdam/Niederlande) orientiert sich an der Idee einer "vertikalen Stadt", deren vielfältige Funktionen sichtbar gestapelt scheinen. Wie ein Massiv erhebt sich der aus drei Türmen bestehende und 151,3 Meter hohe Hochhauskomplex auf dem Wilhelminapier im ehemaligen Hafen von Rotterdam. Die Multifunktionalität, die starke Verdichtung des Raums sowie die "verstörende Schönheit" des Gebäudes haben die Jury überzeugt; "ein mutiges, experimentelles Bauwerk".

Die gelungene Verbindung von Innovation, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gab den Ausschlag dafür One Central Park (Sydney/Australien) unter die Finalisten zu wählen. Das aus zwei Türmen bestehende Projekt basiert auf einem trapezförmigen Grundriss. Die beiden 116 Meter und 65 Meter hohen Baukörper stehen auf einem gemeinsamen Sockelbau und werden durch einen Zwischenraum getrennt. Dieser liegt weitgehend im Schatten und kann mittels einer ausgefeilten Tageslichttechnik natürlich belichtet werden. Zudem ist das gesamte Gebäude begrünt.

Zwei parallel angeordnete "Hochhausscheiben" sind das hervorstechende Merkmal des 105 Meter hohen Renaissance Barcelona Fira Hotel, L’Hospitalet de Llobregat (Barcelona/Spanien). Durch diese Konstruktionsweise wird ein aufwendig begrünter und luftdurchlässiger Zwischenraum geschaffen, der die Jury begeisterte. Die Fassaden werden nicht durch herkömmliche Fensterreihen, sondern durch ein Muster aus unregelmäßig gestalteten Öffnungen strukturiert, die an Palmenblätter erinnern. Die Umrisse dieser Öffnungen setzen sich auf den angrenzenden Betonflächen fort und lassen in den Hotelzimmern Schattenwürfe entstehen, die sich je nach Lichteinfall verändern.

Sliced Porosity Block (Chengdu/China) setzt nach Meinung der Experten neue Maßstäbe in China hinsichtlich sozialer, kultureller und stadtplanerischer Kriterien. Das Zentrum des Büro- und Wohnkomplexes Raffles City bildet ein großer Platz, der besonders in den Abendstunden mit Lichtspielen an den Fassaden zu einem spektakulären Erlebnisraum für das umliegende Quartier wird. Der öffentliche Raum, der bei der Bebauung in China so oft vernachlässigt wird, wird hier mit kultureller und lokaler Feinfühligkeit miteinbezogen, so die Jurybegründung.


Best High-Rises 2014
20. November 2014 bis 1. Februar 2015