IFFI 2013: 70-mm-Projektion von "Porgy and Bess" zur Eröffnung

Mit der Verleihung des IFFI-Ehrenpreises an den Mexikaner Paul Leduc und der 70mm-Projektion von Otto Premingers Verfilmung von George Gershwins Oper "Porgy and Bess" wurde das 22. Internationale Film Festival Innsbruck gestern Abend glanzvoll eröffnet.

Mit einem US-amerikanischen Film ein Festival zu starten, das den Fokus auf die Länder des Südens legt, ist zwar nicht ganz stimmig, andererseits ist eine 70mm Projektion immer ein Kinoereignis der besonderen Art. Nur noch wenige Kinos verfügen über die Möglichkeit Filme in dieser cineastischen Königsdisziplin, die auch in Zeiten des digitalen Films ein an Brillanz kaum zu übertreffendes Seh- und Hörerlebnis bietet, zu zeigen. In Österreich gehört das Innsbrucker Leokino dazu.

Kurz gehalten wurde die Eröffnung. Die stellvertretende Leiterin Evelin Stark stellte knapp das Programm und die Juries vor, die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer hielt auf ausdrücklichen Wunsch von Festivalleiter Helmut Groschup nur eine Mini-Rede, Groschup selbst verlieh anschließend den IFFI-Ehrenpreis an den Mexikaner Paul Leduc, der mit Hinweis auf seine dialoglosen Filme sich auch nur kurz bedankte. Zur Einstimmung auf das folgende Filmerlebnis informierte Dietmar Zingl, der die 70-mm-Anlage des Leokinos mit sehr viel Mühe in den letzten Jahren renoviert hat, über den folgenden Film, mit dem auch dem Namensgeber des Otto-Preminger-Instituts, das das Leokino betreibt, die Reverenz erwiesen wird.

Die 70mm-Kopie von Otto Premingers 1959 entstandener Verfilmung von George Gershwins Oper „Porgy and Bess“ war seit der Üraufführung 1959 kaum mehr zu sehen, meist wurde die 35-mm Fassung gezeigt. Wie Preminger mit Filmen wie "River of No Return" schon seine Meisterschaft im Umgang mit dem Cinemascope-Format bewies, so meisterhaft nutzte er auch die Möglichkeit der Todd-AO-Leinwand und des 6-Kanal-Stereo-Magnettons.

Dabei hatte der österreichische Emigrant zunächst gar nichts mit diesem Film zu tun, sondern Rouben Mamoulian, der sowohl die Uraufführung des ursprünglichen Sprechtheaterstücks 1927 als auch 1935 die Uraufführung von Gershwins Oper am Broadway inszeniert hatte, sollte Regie führen. Aufgrund von Differenzen mit dem Produzenten wurde Mamoulian, der an Originalschauplätzen in South Carolina drehen wollte, aber gefeuert und durch Preminger ersetzt.

Die Handlung spielt um 1870 in der afroamerikanischen Siedlung Catfish Row in Charleston, Im Mittelpunkt steht der verkrüppelte Bettler Porgy, der sich in Bess verliebt. Diese kommt aber von ihrem früheren Liebhaber nicht los und wird auch vom Drogenhändler Sporting Life umworben.

Tabuthemen der damaligen Zeit wie Drogensucht und Prostitution werden angesprochen, doch Preminger setzte nicht auf Realismus, sondern stilisierte das Milieu der Oper. Die Siedlung mit dem Marktplatz im Mittelpunkt ist deutlich als Kulisse erkennbar, wird wie eine Theaterbühne in Szene gesetzt.

Aufgrund ihres Alters weist die Kopie zwar einen starken Rotstich auf, doch sichtbar macht dieser Film, wie die gestochen scharfen und ungemein tiefenscharfen Bilder sich auf den Stil der Inszenierung auswirkten. Statt schneller Schnitte prägen lange Einstellungen die Erzählweise, nicht nur der Vordergrund, sondern die ganze Tiefe des Raums wird genutzt. Auch im Bildhintergrund spielt sich so die Handlung ab. Der Zuschauer wird nicht durch Großaufnahmen gelenkt, sondern muss sich in den Bildern selbst orientieren, kann seinen Blick auch auf Details lenken. Bestechend aber auch die Tonqualität. – Ein Kinoerlebnis mit Seltenheitswert.

"Summertime" aus "Porgy and Bess"