Humanity - Ewald Hotz in der Feldkircher Villa Claudia

Die nächste Ausstellung von KunstVorarlberg in der Feldkircher Villa Claudia, dem Forum für aktuelle Kunst, ist dem in Götzis lebenden und arbeitenden Keramikkünstler Ewald Hotz gewidmet. In seiner mit „Humanity“ übertitelten Werkschau setzt sich Hotz mit der Ambivalenz des Menschseins auseinander. Seine Keramikobjekte erzählen dabei von Gehirnen und Herzen, von Menschlichkeit und Unmenschlichkeit, von Widersprüchen und dystopischen Bildern. Erstmals tritt der 1970 geborene Kunstschaffende auch mit Tuschzeichnungen an die Öffentlichkeit. Es sind visualisierte gedankliche Tagebuchaufzeichnungen, die die Keramikskulpturen thematisch ergänzen und begleiten und wie diese eine ernste und auch eine augenzwinkernde Betrachtungsmöglichkeit implizieren.

Fünf Räume, fünf Ansätze

Im Forum für aktuelle Kunst nutzt der Ewald Hotz die Räumlichkeiten, um die verschiedenen Ansätze seiner künstlerischen Arbeit auszubreiten. So ist jedem der fünf Ausstellungsräume ein eigener Werkkomplex gewidmet. In einem Raum beispielsweise zeigt er „Chimären“, also Mischwesen aus Mensch und Tier. Die drei Grazien, der Herr Löwe und der Herr Schwan sollen laut dem Künstler einen anderen surrealen Blick auf die Welt symbolisieren. „Von der Leichtigkeit des Seins bis zum beinah tragischen Verlust der eigenen Existenz lässt sich in diesen Figuren Aspekte unseres Daseins finden,“ erläutert der Keramiker. Beim Herrn Schwan etwa handelt es sich um eine 80 Zentimeter große, in einem Stück gebrannte Mischfigur aus Mensch und Schwan, die einen Koffer trägt. Der Koffer ist Herrn Schwan entglitten, da der Griff offenbar brach. Der dadurch aufgesprungene Koffer gibt den Blick auf ein Gehirn frei, das sich auf die Straße zu ergießen scheint.

In einem zweiten Raum sind die sogenannten „Freischwimmer“ installiert. Dabei handelt es sich um fünfzig Gehirne mit Schwänzen, die formal wie Spermien aussehen. Die im Raum verteilten Gehirnschwimmer visualisieren Lebendigkeit und Leichtigkeit. Vor allem aber sollen sie nach der Intention des Künstlers darauf verweisen, „dass Gedanken authentisch sind, Gedanken in ihrer unendlichen Fülle und in ihrer Mystik, dem Menschen als letzte Bastion bleiben, nicht durch und durch erforscht und manipuliert zu werden.“

Neben dem Gehirn stellt das Herz ein zweites Organ dar, das in der Ikonographie des Hotz’schens Keramikoeuvres eine zentrale Rolle spielt. So ist auch der Form des Herzens in der Villa Claudia ein eigener Raum thematisch beschieden. Für den Künstler hat die Herzform eine starke symbolische und auch mythologische Bedeutung, hieß es doch bereits bei den alten Ägyptern: „Das Herz ist es, das jede Erkenntnis hervorbringt.“ Was natürlich ein Trugschluß ist. Später wird das Herz mit „Gewissen“ gleichgesetzt. Oder das von Pfeilen durchbohrte Herz wurde zum Symbol des die Menschen liebenden, für sie leidenden Erlösers. Ewald spielt damit auch auf Metamorphosen an. Bei ihm kriegen die Herzen auch Flügel und sie sind auch Träger für Emotionen.

Im vierten Raum sind fünf Keramikobjekte zu sehen, die Reißverschlüsse an Kopf oder Körper angebracht haben. Der Künstler will damit die Symbolik der Selbst- und Fremdbestimmung sichtbar machen. Und  es geht um das Verschließende oder sich Öffnende. Die Ambivalenz des Seins, des Denkens und Handelns soll skulptural zum Ausdruck gebracht werden.

Der letzte Raum ist dem Motiv der Transformation gewidmet. Hotz zeigt hier unter anderem einen Kopf, auf dem das Hirn ruht und auf dem wiederum eine Schale steht. Oder einen Hoodie-Torso, aus dem ein Gehirn herauswächst. Die Figur hat keine Arme. Das Gehirn steht für Hoffnung.

In allen Räumen präsentiert Ewald Hotz auch Tuschezeichnungen, die in Verbindung zu den Skulpturen stehen und einen Einblick in die Gedankenwelt und Auseinandersetzung des Künstlers liefern. Die Zeichnungen stehen für eine Art Gedankentagebuch, die tiefe Einblicke in das künstlerische Vorgehen offenbaren.

Ewald Hotz: Humanity
23. November bis 17. Dezember 2023
Eröffnung: 23.11., 19.00 Uhr
Einführung: Dr. Martin Mittendorfer
Musik: Ulrich Mayr, Trompete und Thomas Dür, Piano
Fr 16-18, Sa 15-18, So 10-12 u. 15-18
Künstlerführunen: 26.11., 3.12., 10.12., jeweils 16.00 Uhr