Hugo von Hofmannsthal - Bühne als Traumbild

Die Auseinandersetzung mit Funktion und Gestaltung von Räumen war eine wesentliche Fragestellung im Schaffen des österreichischen Schriftstellers und Dramatikers Hugo von Hofmannsthal (1874–1929). Anlässlich seines 150. Geburtstags führt das Theatermuseum in einem Prolog und drei Akten durch ausgewählte theatrale Hofmannsthal-Räume — von seiner wie eine Bühne inszenierten Stadtwohnung über die szenische Realisierung der Werke "Elektra" und "Der Rosenkavalier" bis hin zur Auseinandersetzung mit dem filmischen Raum in der Rosenkavalier-Verfilmung — und macht auf diese Weise die Arbeits- und Denkweise des Mitbegründers der Salzburger Festspiele in seiner Vielschichtigkeit greifbar.

Der Bühnenraum war für Hofmannsthal nie nur dekorative Kulisse, sondern ein äußerst lebendiger Akteur, der emotionale Zustände auszudrücken vermag. Zur Realisierung seiner "Bühne als Traumbild" arbeitete Hofmannsthal eng mit Regisseuren wie Max Reinhardt, mit Künstlern und Bühnenbildnern wie Alfred Roller oder Oskar Strnad und mit dem Komponisten Richard Strauss zusammen. Gemeinsam schufen sie ikonische Bildwelten, die bis in unsere Gegenwart nachwirken.

Prolog: Der private Raum

Die Schau wird eröffnet mit einem Einblick in Hofmannsthals Zweitwohnung in der Stallburggasse 2, die er 1916 von dem Architekten und Bühnenbildner Oskar Strnad ausstatten ließ. Den ausgesprochen theatral gestalteten Wohnraum nutzte der prominente Dichter für repräsentative Auftritte. Unter der Regie von Max Reinhardt schuf Strnad auch die Bühnenbilder zu Hofmannsthals "Der Schwierige" sowie 1926 bei den Salzburger Festspielen zu Richard Strauss’ "Oper Ariadne auf Naxos", zu der Hofmannsthal das Libretto geschrieben hatte.

Szenische Räume

Der 1. Akt der Schau führt in den szenischen Raum von Hofmannsthals antiker Rachetragödie "Elektra". 1903 inszenierte Max Reinhardt das Sprechstück in Berlin. In seinen Szenischen Vorschriften hielt der Dichter minutiös seine Vorstellungen von Bühnenbild und Kostümen fest. Nach der Vertonung durch Richard Strauss besorgte der Bühnenbildner Alfred Roller die kongeniale Umsetzung dieser Ideen für die Opernbühne.

Der 2. Akt der Ausstellung konzentriert sich auf einen Höhepunkt in der Zusammenarbeit dieser drei Künstler: die Entstehung von Strauss‘ populärster Oper "Der Rosenkavalier". Die umfangreichen Bestände des Theatermuseums dokumentieren hier eindrucksvoll die Arbeit am inszenierten Raum als einem symbolischen Raum, der Ideen und Inhalte transportiert. Rollers im Verlag Fürstner publizierte Vorlagen zu Bühnenbildern, Kostümen und Dekoration waren für sämtliche Opernhäuser verbindlich und prägten das Erscheinungsbild dieser Oper zumindest bis in die 1970er Jahre.

Im 3. Akt steht die Verfilmung des Rosenkavalier aus dem Jahr 1926 im Zentrum. Sie sollte nach Hofmannsthals Wünschen die Vorgeschichte zur Opernhandlung erzählen, die Produzenten wollten aber nicht auf ikonische Szenen wie etwa die Überreichung der silbernen Rose verzichten. Durch die Möglichkeiten des Films dehnte sich Hofmannsthals Handlung vom Bühnenraum in den erweiterten Raum "Wien und Umgebung" aus.

Epilog: Der städtische Raum

Abschließend werden die Besucher:innen zu einer Spurensuche im städtischen Raum eingeladen: Auf einem Stadtplan von Wien sind verschiedenste Hofmannsthal-Orte verzeichnet, die nicht nur die Lebensrealität des Autors betreffen, sondern auch Werkbezüge herstellen.

"Staging Hofmannsthal" ermöglicht einen neuen Blick auf die Welt der Bühne, die mehr ist als Kulisse. Zu den Highlights der gezeigten Objekte aus den reichen Beständen des Theatermuseums zählen unter anderem die exemplarischen Bühnenbildentwürfe und Kostümfigurinen von Alfred Roller zur Oper "Der Rosenkavalier" und zum gleichnamigen Film sowie aufschlussreiche Korrespondenzen zwischen Hofmannsthal, Richard Strauss und Alfred Roller. Ergänzt werden diese Exponate mit wertvollen Leihgaben des Freien Deutschen Hochstifts, Frankfurt am Main – darunter für Hofmannsthal bedeutsame Einrichtungsgegenstände und Oskar Strnads originaler Wandplan für die Stadtwohnung des Dichters – sowie mit Hofmannsthals handschriftlichem Manuskript zur Oper und seinem Treatment zum Film "Der Rosenkavalier" aus der Österreichischen Nationalbibliothek.

Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Freien Deutschen Hochstift statt, einem der ältesten Kulturinstitute Deutschlands, das den größten Teil des Nachlasses von Hugo von Hofmannsthal verwahrt. Dort wird vom 4. Oktober 2024 bis zum 5. Jänner 2025 die Ausstellung "Hofmannsthal. Szenen – Literatur, Identität und Zeitgeschichte 1874–1929" gezeigt.

Staging Hofmannsthal
31. Jänner bis 19. August 2024