Highlights des amerikanischen Fotorealismus

4. Juni 2011
13.03.2011 bis  09.06.2011
Bildteil

Die Ausstellung "Hyper Real – Kunst und Amerika um 1970", die vom 13. März bis 9. Juni 2011 im Aachener Ludwig Forum zu sehen ist, beleuchtet die künstlerische Reflexion des "American Way of Life" im Kontext gesellschaftspolitischer Entwicklungen, wie des Vietnam-Krieges, der Civil-Rights-Bewegung und der Nixon-Ära. Besondere Bedeutung wird den Realismen der amerikanische Nachkriegskunst auch rezeptionsgeschichtlich – vor dem Hintergrund der Kasseler documenta 5 von 1972 – zukommen.

Zahlreiche Zeitdokumente wie Plakate, Bücher, Filme und Schallplatten gewähren den Besuchern darüber hinaus lebendige Einblicke in den US-amerikanischen Lebensalltag der 1970er Jahre. Für die atmosphärische Einbettung der Kunstwerke am Ludwig Forum Aachen wird das österreichische Büro feld72 eine eigene Ausstellungsarchitektur entwickeln.

Bekannt wurden die amerikanischen Fotorealisten vor allem durch die spiegelglatten Oberflächen der Konsumgüterindustrie. Neben detailgetreuesten Leinwand-Wiedergaben auf Hochglanz polierter Autoradkappen (Don Eddy), amerikanischer Wohnwagen (Ralph Goings) und verglaster Hochhaus-Foyers (Richard Estes) nimmt die Ausstellung auch die künstlerischen Verweise auf gesellschaftspolitische Konflikte in Augenschein: Konzeptuelle Fotoarbeiten spiegeln die Eintönigkeit der suburbanen Wohngegenden (Dan Graham) und Highways (Ed Ruscha) wider oder katapultieren die ungeschönte Vietnamkriegsrealität in die Wohnzimmer der amerikanischen Bevölkerung (Martha Rosler).

Frappierend lebensnahe Darstellungen von oft marginalisierten Menschengruppen (Duane Hanson) tragen der Kunst des Fotorealismus auch im Medium Skulptur Rechnung. Insgesamt werden in der Aachener Ausstellung 100 Künstler mit rund 250 Werken vertreten sein, die zum Großteil aus den Sammlungen von fünf Ludwig-Museen stammen. Externe private und öffentliche Leihgaben ergänzen den Bestand. Insbesondere der Bereich Fotografie ist durch herausragende Leihgaben vertreten: Wiiliam Eggleston, Lewis Baltz, Stephen Shore und Gary Winogrand betonen den Stellenwert des Mediums innerhalb der amerikanischen Kunst.

Die von Peter und Irene Ludwig seit 1957 für die Öffentlichkeit zusammengetragene Kunstsammlung gilt als eine der weltweit bedeutendsten ihrer Art. Sie hat maßgeblich zum Erfolg großer amerikanischer Kunstströmungen wie der Pop Art und des Fotorealismus in der deutschen und europäischen Kunstrezeption beigetragen. Die Ausstellungskooperation Hyper Real war bereits vor dem plötzlichen Tod Irene Ludwigs am 28. November 2010 in ihrer Geburtsstadt Aachen von Susanne Neuburger
(Wien), Brigitte Franzen sowie Anna Sophia Schultz (Aachen) konzipiert worden. Die drei ausstellenden Häuser haben die Sammlungsbestände des Fotorealismus zu je eigenen Schwerpunktthemen aufgearbeitet: Während am MuMok in Wien die Realismen in der Malerei und Fotografie von 1960 bis heute im Fokus standen, wird das Ludwig Muzeum in Budapest den Fotorealismus im Spannungsverhältnis von westlichem und Sozialistischem Realismus untersuchen.

Zur Ausstellung erscheint ein Reader mit Texten amerikanischer Schriftsteller und Theoretiker. Inhaltlich wird die ab dem Sommer 2011 erhältliche Publikation den bereits 2010 bei Walter König erschienenen Ausstellungskatalog Hyper Real: Die Passion des Realen in Malerei und Fotografie (herausgegeben von Brigitte Franzen und Susanne Neuburger) um den Aachener Ausstellungsschwerpunkt erweitern.

Hyper Real – Kunst und Amerika um 1970
13. März bis 9. Juni 2011

Ludwig Forum für Internationale Kunst
Jülicher Straße 97-109
D 52070 Aachen