Heinz Wäger. Einblick in 60 Jahre Gestaltung

Überraschendes Pocket-Format, sehr modern, im besten Sinne. Heinz Wägers Bedeutung für die neuere, mittlerweile 60 Jahre andauernde Architekturgeschichte Vorarlbergs ist nicht vordergründig, aber mannigfach. Vieles verlief ohnedies in kooperativen und vielfach verflochtenen Bewegungen, die kaum singuläre Geschichtsträger kannten. Bis heute entzieht sich diese bemerkenswerte Architekturgeschichte allen Manifesten und akademischen Theoriebildungen. Umso bedeutsamer ist Heinz Wägers Beitrag als Ideenträger. Seine Sozialisation an der Hochschule für Gestaltung in Ulm bildete einen international verortbaren Ausgangspunkt, von dem aus er seit 1960 mit seinem Werk über fünf kultur- und architekturgeschichtliche Epochen hinweg zum gebauten Diskurs der Vorarlberger Baukultur beitrug.

Nach seinen Anfängen in den Neunzehnfünfzigern, als Heinz Wäger sein Malermeistertum nicht ausreichte, setzte er – ohne Matura – ein Designstudium an der Hochschule für Gestaltung in Ulm darauf. Im Interview der Mitherausgeberin für das Vorarlberg Museum, Ute Denkenberger, erzählt Heinz Wäger ausführlich über seinen Werdegang, seine Ideen, seine Anliegen, aber auch bemerkenswert Originelles. Neben der Galerie QuadrArt von Schwiegersohn Erhard Witzel ist Verena Konrad für das vai Vorarlberger Architektur Institut die dritte im Bunde der Herausgeberschaft. In ihrem Essay „Gestaltung als Haltung“ widmet sie sich tiefgründig den Lehren aus Ulm und den Anfängen der Hochschule für Gestaltung (HfG) rund um die Geschwister Scholl und Otl Aicher. Man kann ein Gefühl dafür bekommen, was der Student aus dieser Lebensstation mitgenommen hat. Wie es mit der Architektur dann bei Heinz Wäger weiterging, berichtet Architekturhistoriker Robert Fabach sehr fundiert und ordnet dessen Œuvre in den „gebauten Diskurs“ der Vorarlberger Baukultur ein.

Die außergewöhnliche Buchgestaltung stammt vom Grafiker Wolfgang Ortner. Er wollte ein Gebrauchsbuch machen, ein handliches, zum Einstecken, das auch für junge Architekten und Designer interessant ist, inspiriert von den radikalen Ansätzen des Protagonisten, genauso gut durchdacht und sparsam im Umgang mit den Ressourcen, ohne Premiumanspruch, nicht luxuriös, aber innovativ. Es sind zwei Softcover-Büchlein geworden, das Papier leicht in der Grammatur, doch nicht zu dünn. Der Standardkarton der beiden Umschläge ergibt vollflächig zusammengeklebt eine feste Registerkarte, die den Textteil von jenem mit den Bildern markant trennt. Eine Bestandsaufnahme, die von der Recherche über 60 Jahre Gestaltung in Architektur, Design, Objekt berichtet und über einen, der sich nie ins Rampenlicht stellen wollte, sondern konsequent seine Visionen verfolgt hat.

Heinz Wäger 
Einblick in 60 Jahre Gestaltung:
Architektur, Design, Objekt
Herausgegeben von: vorarlberg museum,
vai Vorarlberger Architektur Institut
QuadrArt Dornbirn

Mit Beiträgen von:
Robert Fabach, Ute Denkenberger, Verena Konrad, Uta Belina Waeger, Erhard Witzel 
und einem Essay von Heinz Wäger

Taschenbuch, 272 Seiten
VfmK Verlag für moderne Kunst, 2023
ISBN-13: 978-3-99153-067-1