Günter Holder & Ben Hübsch in der Galerie Feurstein

Zwei Freiburger Künstler geben ab 15. März 2012 in der Feldkircher Galerie Feurstein Einblick in ihr aktuelles Schaffen. Für beide spielt die Farbe eine zentrale Rolle in ihrem Werk: Günther Holder, Jahrgang 1962, ist für seine massiven Holzkörper bekannt, die er mit spiegelnden, mit Farbschlieren durchsetzten Lackflächen hautartig umschliesst. Ben Hübsch, gerade mal ein Jahr jünger als Holder, fabriziert Bildkompositionen, die das Verhältnis zwischen Ornament und abstrakter Kunst ausloten.

In den letzten Jahren konzentrierte sich Günther Holder auf eine Werkgruppe, die er als "Waldstücke" bezeichnet. Ausgangspunkt dieser Stücke ist im Grunde genommen eine bildhauerische Arbeit. Aus Baumstämmen, zumeist handelt es sich um Ahorn oder Platanen, bestimmt der Künstler ein rechteckiges Segment und sägt es heraus. Die Oberflächen dieser Stammstücke sind häufig von Astlöchern, Wurmgängen oder Faserrissen geprägt und verweisen auf die Vergänglichkeit und die Wachstumsbedingungen des Materials.

In seinem neuesten Werkzyklus wird der bildhauerische Eingriff Holders in den Hintergrund gedrängt. Der Künstler verwendet hier geleimte Brettschichthölzer als Basis, also einen industriell gefertigten Baustoff. Holder wechselt zur Beschaffung seiner Bildträger quasi vom Wald in den Baumarkt. Mit Folgen. Der bildhauerische Anteil Günther Holders beschränkt sich nun auf die Auswahl der Länge, Breite und Dicke des Materials, je nachdem wie es im Baugeschäft angeboten wird. Die Form ist damit a priori vorgegeben. Die Grenzen des "Bildes" werden nicht mehr durch die Schnittflächen wie bei den Segmenten definiert, sondern durch die Farbe selbst.

Die Werke Holders sind einem langsamen Entstehungsprozess unterworfen. Mitunter trägt er bis zu 60 Schichten dieser Pigment-durchsetzten Lackfarben auf. Dann dauert es Monate, bis die Arbeit fertig ist. Der Malprozess wird von vielen Faktoren bestimmt. Das beginnt bei der Auswahl des Holzes, setzt sich über die Oberflächenbeschaffenheit dessselben fort und reicht bis zur Farbauswahl, die sich während des Malvorganges ändern kann. Jede Arbeit hat ihre ureigene Entstehungsgeschichte. Trotz seines seriellen Ansatzes behält jedes abgeschlossene Werk seinen ganz individuell zuzuordnenden Charakter.

Was bei Holder das Holzstück als Eckpfeiler für die entstehenden Farbräume bedeutet, ist bei Ben Hübsch das ornamentale Muster. Hübsch bedient sich eines unerschöpflichen Reservoirs an Streifen-, Bänder- oder Flächenelementen, um geometrische Konstruktionen zu entwickeln, die ornamental angelegt sind. In der Bemalung bedient er sich eines Farb-Kanons, der von einer unerhörten Sprengkraft getragen wird. War bei den Protagonisten das Ornament noch das Feindbild jeglicher Klarheit – der Wiener Architekt Adolf Loos hatte seine berühmte Kampfschrift vor über hundert Jahren unmissverständlich mit "Ornament und Feindbild" betitelt – so wird es bei Hübsch zum strategischen Kalkül.

Für den Künstler, der seit 1997 auch als Dozent an der Freien Hochschule für Grafikdesign und Bildende Kunst Freiburg tätig ist, offenbart sich im Ornament mit seiner repetitiven, auf Punkt- oder Achsensymmetrie aufsetzenden Struktur eine neutrale Basis für das Durchspielen unterschiedlicher Farbbeziehungen. Die ornamentale Ordnung, die auf mathematischen Grundregeln aufbaut, bestimmt und begrenzt letztlich Hübschs "Konstruktionen". Dennoch bilden die ornamentalen Strukturen nur das Grundgerüst. Zu pulsierenden Farbräumen mutieren die Werke erst durch den gezielten Einsatz der Farbe.

Die älteren Bilder sind geprägt durch einen einfachen, strengen Bildaufbau. Mit farbigen gerade verlaufenden Bändern, die auf der Bildebene miteinander verschränkt werden, konstruiert der Künstler eine ausgeklügelten Farbkomposition. Trotz vieler Überschneidungen und dem Hervortreten bzw. Zurückspringen bestimmter Farbpartien ist die Fläche nicht bloss Ort einer Komposition, sondern auch deren Ziel. Die Interaktion der Farbe spielt sich hier auf der Oberfläche des Bildes ab. Bei den neuen Arbeiten Hübsch werden die scharf konturierten Bänder mit einem lasierenden Farbnebel verschränkt. Die Bildfläche entwickelt sich nach hinten in einen diffusen Farbraum, der eine Art von "Unendlichkeit" vermittelt. Sanfte Farbübergänge und verwischte Ränder werden möglich.

Günter Holder & Ben Hübsch
15. März bis 28. April 2012