Große Friedrich Kiesler Retrospektive im Kunsthaus Zug

Das Kunsthaus Zug präsentiert zwei umfassende Ausstellungen zu Friedrich Kiesler (1890–1965), einem österreichisch-amerikanischen Künstler, der als Architekt, Theaterreformer und Designer internationale Bekanntheit erlangte. Die erste Ausstellung "Friedrich Kiesler - Us, You, Me" thematisiert erstmals seine künstlerischen Ausstellungskonzeptionen in Verbindung mit seinem innovativen bildnerischen Œuvre, den Galaxies. Die zweite Ausstellung "Kiesler heute" beleuchtet seine anhaltende Inspiration für zeitgenössische Kunstschaffende.

Friedrich Kiesler (engl. auch Frederick Kiesler; 1890–1965) war ein interdisziplinärer, österreichisch-amerikanischer Künstler, der vor allem als bedeutender Architekt, Theaterreformer und Designer internationales Ansehen erlangte. Die Ausstellung im Kunsthaus Zug fokussiert nun erstmals umfassend sein innovatives malerisches und skulpturales Œuvre, das von Kieslers zahlreichen Paralleltätigkeiten beeinflußt war. Dazu gehört die Kunstausstellung, die er, wie Marcel Duchamp, zu einem künstlerischen Medium machte. Beispiele für seine bahnbrechenden Ausstellungen sind jene, die er für die Sammlung von Peggy Guggenheim in New York (1942) und für die Surrealisten in Paris mit seinen Freunden André Breton und Duchamp (1947) realisierte. Sie werden mit Entwürfen, Modellen, Publikationen und Fotos vorgestellt.

Das Ziel der aufwendigen Ausstellung mit Hauptwerken des Künstlers ist die Bedeutung seiner inspirierenden, in der Schweiz kaum bekannten Position der 1950er- und 1960er-Jahre hervorzuheben und damit zum Gesamtverständnis des transdisziplinären Künstlers beizutragen und zu einem differenzierteren Bild der neueren interdisziplinären Kunstgeschichte in Europa und den USA. Dafür werden Werke aus verschiedenen Sammlungen erstmals in Europa zusammengeführt. Wichtige Leihgaben stammen aus der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung, Wien, dem The Estate of Frederick Kiesler, New York, und aus anderen Sammlungen. Hinzu kommen die Bestände aus der Kunsthaus-Sammlung.

Friedrich Kiesler aus Czernowitz (früher Österreich-Ungarn, heute Ukraine) verbrachte den ersten Teil seines Lebens in Wien und Europa, bevor er 1926 nach New York zog. Er bewegte sich sowohl im avantgardistischen Wien als auch in der New Yorker Avantgarde-Kunstszene seit den 1920er-Jahren. Er war mit prägenden Persönlichkeiten befreundet: von Josef Hoffmann, Adolf Loos, Egon Schiele und Arnold Schönberg über Hans Arp, Theo van Doesburg und Piet Mondrian zu John Cage, Alexander Calder, Marcel Duchamp, Yves Tanguy, Elaine und Willem de Kooning, Ad Reinhardt, Mark Rothko bis hin zu Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Andy Warhol. Dieser intensive und vielseitige Austausch spiegelt sich in seinem interdisziplinären Werk wider, das darauf abzielte, Grenzen und konventionelle Rahmen sowie Genres zu überwinden und die Umgebung einzubeziehen. Das lässt ihn auch für zeitgenössische künstlerische Positionen aktuell erscheinen – so interessieren sich Kunstschaffende wie die Kiesler-Preisträger Olafur Eliasson, Bruce Nauman oder Heimo Zobernig für sein Werk. Sein theoretisch fundiertes bildnerisches Schaffen stellt den Beginn der Environment-Kunst dar.

Friedrich Kiesler ist vor allem für seine Leistungen in den Bereichen Architektur, Theater und Möbeldesign bekannt. Obwohl ein grosser Teil von Kieslers Œuvre aus innovativen, multiplen Malereien und skulpturalen "Environments" besteht, sind diese insbesondere in Europa und der Schweiz kaum bekannt und bisher noch nie in einem Gesamtzusammenhang gezeigt worden. In den USA befinden sich Werkgruppen von ihm u. a. in den Sammlungen des MoMA, des Guggenheim Museum und des Whitney Museum of American Art, die ihm Ausstellungen widmeten, sowie im Philadelphia Museum of Art.

In der zweiten Ausstellung "Kiesler heute" (9.6.–8.9.2024) im Kunsthaus Zug wird es um die Aktualität und anhaltende Inspiration seines künstlerischen Schaffens für zeitgenössische Kunstschaffende mehrerer Generationen in Europa und den USA gehen. Kieslers Werke werden mit neuen Arbeiten zeitgenössischer Kunstschaffender in einen inhaltlichen sowie räumlichen Dialog gesetzt, um die besondere Aktualität seines innovativen Werkes herauszuarbeiten. Wichtige Stichworte hierbei bilden Display, Ausstellungskunst, Environment, Installation, ArchiSkulptur, Performanz, Partizipation.

Friedrich Kiesler
Us, You, Me
25. Februar bis 26. Mai 2024
Kuratiert von Stephanie Buhmann, Matthias Haldemann und Gerd Zillner