Gottfried Helnwein

Zum 75. Geburtstag von Gottfried Helnwein zeigt die Albertina eine große Ausstellung der Werke der letzten drei Jahrzehnte. Das Werk des in Wien geborenen Künstlers Gottfried Helnwein ist von der Auseinandersetzung mit den Themen Schmerz, Verletzung und Gewalt geprägt. Als zentrales Motiv dient ihm die Figur des noch unschuldigen, verletzbaren und wehrlosen Kindes, das stellvertretend alle psychologischen und gesellschaftlichen Ängste verkörpert. Gewalt an Kindern, Kindesmissbrauch, auch die politische Vereinnahmung und Instrumentalisierung des noch unbeschriebenen Geistes stellt Helnwein mit der ihm eigenen, albtraumhaften Bildsprache eindringlich dar.

Sein zweites großes Thema ist das Dritte Reich der Nazis: Helnwein sieht darin den Gipfel einer verbrecherischen Diktatur, eine ebenso erbarmungslose wie kalt kalkulierende Vernichtungsmaschinerie. Es sind jedoch Nachstellungen mit Naziunformen, die uns daran erinnern, dass der Totalitarismus von damals bis in unsere Tage hinein brandaktuell geblieben ist.

Diese hyperrealistischen Bilder, die immer nach einer fotografischen Vorlage entstehen, bestechen durch ihre technische Perfektion. Helnwein gilt bis heute als Provokateur, übt er doch von Beginn an mit seinen Werken Kritik an der Gesellschaft: „Meine Arbeit war eigentlich immer ein Versuch, mit dem, was auf mich wirkt, zurechtzukommen oder darauf zu reagieren.“

Helnwein stellt das Böse, das Nihilistische dar, gleich einem Vexierspiel, in dem das Zerstörerische durch die scheinheilige Fassade zu verleiten sucht. Seine berühmte Mickey Mouse, die mit ihrem zweifelhaften Lächeln bedrohlich wirkt, deutet auf das Unglück der Manipulation der Jugend hin. Das geschändete, gepeinigte Kind zieht sich so als konstante Projektionsfläche einer Gesellschaft hindurch, die unfähig zum Frieden scheint.

Gottfried Helnwein
25. Oktober bis 11. Febnuar 2024
Kuratorin: Elsy Lahner