Geschlechterfragen, Konsumismus, Jugendwahn: Hollywoodkomödien der Nachkriegszeit

Fest in der amerikanischen Gegenwart verankert sind die Hollywoodkomödien der Nachkriegszeit und verarbeiten mit neuen Stars wie Jerry Lewis und Dean Martin, Audrey Hepburn, Marilyn Monroe und Doris Day, aber auch mit Routiniers wie dem Duo Spencer Tracy und Katharine Hepburn gesellschaftliche Entwicklungen. Das Filmpodium Zürich widmet dieser Periode eine Filmreihe.

Nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick scheinen mögen, sind die Hollywoodkomödien der späten 1940er und 1950er Jahre. Genau spiegeln sie vielfach gesellschaftliche Entwicklungen. Das Selbstbewusstsein der Frau, das durch die Selbstständigkeit, die sie während des Zweiten Weltkriegs entwickeln musste, gestiegen war, kommt im Geschlechterkampf zum Ausdruck, den sich Katharine Hepburn und Spencer Tracy als Juristenpaar in George Cukors "Adams Rib" ("Ehekrieg", 1949) liefern.

Mit dem Jugendwahn rechnete Howard Hawks schon damals in seiner rasanten Komödie "Monkey Business" ("Liebling, ich werde jünger!, 1952) ab, in der ein von Cary Grant gespielter Wissenschaftler ein Verjüngungsmittel erfindet. Kaufwut, dominante Mütter, vertrottelte Söhne und die amerikanische Unterhaltungsindustrie wiederum nahmen Frank Tashlin und Jerry Lewis in Filmen wie "Artists and Models" ("Maler und Mädchen", 1955), "Will Success Spoil Rock Hunter?" ("Sirene in Blond", 1957) und "Who’s Minding the Store?" ("Der Ladenhüter", 1963) aufs Korn.

Während Audrey Hepburn in Blake Edwards "Beakfast at Tiffany´s" (1961) von einem Leben in Luxus träumt, flüchtet Walter Mitty in Norman Z. McLeods "The Secret Life of Walter Mitty" (1947) aus dem monotonen Alltag eines Verlagslektors in eine Fantasiewelt voller Abenteuer. James Stewart wiederum findet in Henry Kosters "Harvey" (1950) in dem imaginären titelgebenden Kaninchen einen Freund und das Glück abseits der amerikanischen Norm.

Politik spielte eher eine untergeordnete Rolle, eher eine Ausnahme, die die Regel bestätigt, ist "State of the Union" ("Der beste Mann") 1948), in dem Frank Capra von einem Politiker erzählt , der zwischen den persönlichen Idealen und den Mechanismen der Politmaschinerie fast zerrissen wird. Wie wenig Interesse man an der Verarbeitung der tagespolitisch aktueller Ereignisse in Komödien hatte, zeigt auch der Misserfolg von Billy Wilders "One, Two, Three" (1961). Wenig Verständnis zeigten Publikum und Kritik für die respektlose und grelle Westen und Osten gleichermaßen verspottende Abrechnung mit dem Kalten Krieg und der Teilung Berlins.

Da schaute man schon lieber Gregory Peck und Audrey Hepburn zu, wie sie in William Wylers "Roman Holiday" (Ein Herz und eine Krone, 1953) auf einer Vespa durch Rom rasen und träumte angesichts der vielen geschickt in die Handlung eingebauten Sehenswürdigkeiten wohl selbst von einer Reise in die Ewige Stadt. Wie nachhaltig die Wirkung dieses Films ist, zeigt sich an der ungebrochenen Beliebtheit des an sich doch recht bedeutungslosen Bocca della Verità.

Ein Gespür für Romantik bewies aber auch der sonst bissige Gesellschaftskritiker Billy Wilder mit seinen Liebeskomödien "Sabrina" (1954) und "Love in the Afternoon" ("Ariane – Liebe am Nachmittag", 1957). Stand Audrey Hepburn, die in diesen beiden Filmen die weibliche Hauptrolle spielte, für Romantik und Eleganz, so war Marilyn Monroe für Sex-Appeal zuständig.

Legendär ist, wie ihr in dem ebenfalls von Wilder inszenierten "The Seven Year Itch" ("Das verflixte 7. Jahr", 1955) der weite weiße Rock durch die Abluft der U-Bahn hochgeblasen wird. Gezielt ihre Reize setzte sie aber auch schon zusammen mit Jane Russell in Howard Hawks´ "Gentlemen Prefer Blondes" (1953) ein, der neben Unterhaltung auch Kritik am Materialismus bot.

Zu Monroes Gegenpol entwickelte sich wiederum Doris Day, die mit Komödien wie Michael Gordons "Pillow Talk“ ("Bettgeflüster“, 1959) und Charles Walters´ "Please Don’t Eat the Daisies" ("Meisterschaft im Seitensprung", 1960) zu Amerikas Sauberfrau Nr. 1 aufstieg. Denn während Monroe ihren Sex-Appeal entschlossen einsetzte, gab sich Day prüde. Sie musste von ihren Filmpartner immer mit viel Einsatz und Tricks erobert werden: Am Schnittpunkt von traditionellem Frauenbild, Zucht und Prüderie und sexueller Befreiung der 1960er Jahre stehen damit diese Komödien und bieten ebenso unterhaltsame wie aufschlussreiche Einblicke in die 1950er Jahre.

Trailer zu "Monkey Business - Liebling, ich werde jünger!"