Gerhard Richter - Streifen und Glas

Auf die Retrospektiven von Gerhard Richter (geb. 1932) folgt nun im Kunstmuseum Winterthur eine gemeinsam mit dem Künstler konzipierte Ausstellung von neuen Werken, die direkt aus seinem Kölner Atelier kommen. Richter zeigt neue Werktypen: Strip-Bilder, grosse Lackbilder auf Glas, sowie neuartige Glasskulpturen. Das Kunstmuseum Winterthur arbeitet nicht zum ersten Mal mit Gerhard Richter zusammen.

1999 zeigte es die Retrospektive der Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers, und als einziges Schweizer Museum besitzt es eine Richter-Werkgruppe. Sie umfasst Gemälde, zwei Skulpturen und die umfangreichste Sammlung von Arbeiten auf Papier, die ein Museum vorweisen kann.

Gerhard Richters neue "Strip"-Bilder mit ihren überaus feinen und unüberschaubar zahlreichen Farblinien sind nicht von Hand gemalt, sondern in einem komplizierten Prozess konzipiert und digital mittels Inkjet auf die Bildfläche gebracht. Es sind irritierende, faszinierende und in ihrer Strenge zugleich abweisende Bilder, mit denen Richter sein Werk konsequent weiterentwickelt hat. Von den ersten, noch ganz vom Zufall bestimmten Strips, die 2011–2012 in Galerieausstellungen in Paris, New York und Tokio präsentiert wurden, gelangte Richter nun zu komponierten Bildern, wovon die jüngsten, hier erstmals gezeigten eine Länge von zehn Metern erreichen.

Mit der Arbeit an kleinen Lackbildern, von denen eine Folge bereits in der Ausstellung Die Natur der Kunst im Kunstmuseum Winterthur zu sehen war, begann Richter 2008. Nun lässt er diesen unter dem Titel "Flow" eine Gruppe von Arbeiten in grösseren Formaten folgen, die ausgesprochen landschaftlich wirken. Die auf Glasplatten sich ausbreitenden Lackfarben mit ihren klaren Konturen erinnern an Naturphänomene, etwa an die Musterung von Steinen. Wie bei den Strips bringen auch hier die unerschöpflichen Möglichkeiten der farbigen Kombinationen den Zufall als Gestaltungsfaktor ins Spiel.

Glas ist auch das Material für die beiden raumfüllenden Skulpturen. Darin geht es um Transparenz und Spiegelung, um Realität und Schein. Die neueste Skulptur mit ihren ineinander verzahnten Glasscheiben evoziert nicht von ungefähr Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde "Das Eismeer" und unterstreicht so einmal mehr Richters Nähe zur deutschen romantischen Tradition.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Dieter Schwarz und Robert Storr. Querformat, Leinenbindung mit Schutzumschlag, 80 Seiten, 68 farbige ganz- bzw. doppelseitige Abbildungen. CHF 50.–

Gerhard Richter - Streifen und Glas
18. Januar bis 21. April 2014