Friederike Feldmann und Alexander Wagner: "Roter Faden grüner Zweig"

Die vierte Ausstellung des laufenden Jahres 2022 in der Bludenzer Galerie allerArt ist dem Schaffen der 1962 in Bielefeld geborenen Künstlerin Friederike Feldmann sowie Alexander Wagner, Jahrgang 1978, gewidmet. Beide in Berlin lebenden und arbeitenden Kunstschaffenden sind der Malerei und der Zeichnung verhaftet und beide zeigen ihre Werke häufig anhand von installativen, raumbezogenen Anordnungen. Wobei bei Feldmann vor allem malerische Grundfaktoren wie Gestus, Textur, Repräsentation und Autorschaft in den Fokus rücken, während Wagner gegensätzliche Aspekte wie Abstraktion und Gegenstand oder Fläche und räumliche Illusion ausbalanciert.

Feldmann und Wagner übertiteln ihre Ausstellung in Bludenz mit „Roter Faden grüner Zweig“. Womit bereits angedeutet ist, dass sich sämtliche gezeigten Werke innerhalb des Farbspektrums Rot-Grün bewegen. Angesagt sind nicht nur Papier- und/oder Leinwandbilder, sondern auch Wandarbeiten von Feldmann, die direkt vor Ort entstehen. "Roter Faden grüner Zweig" ist die zweite gemeinsame Ausstellung von Friederike Feldmann und Alexander Wagner. Die erste fand 2016 im Oldenburger Kunstverein statt.

Die jüngeren Arbeiten von Feldmann erinnern visuell an kalligraphische Schriftsätze. Die Künstlerin nutzt dabei den Gestus des Schreibens, um grafische Bilder zu malen. Bilder, die vorgeben, konkrete Texte zu sein, es aber nicht sind. Es sind Zeichenketten ohne syntaktischen Zusammenhang. Denn der Künstlerin geht es um den individuellen Duktus als Mittel zur Konstruktion formaler bildnerischer Formationen. In der Galerie allerArt wird Feldmann ganz neue Wandarbeiten umsetzen, die direkt vor Ort entstehen und die Einblick in den „illusionistischen Konzeptionalismus“ (Max Glauner) der Künstlerin geben. Im Unterschied zu den Fresken eines Giotto oder Michelangelo, die über die Jahrhunderte hinweg erhalten geblieben sind, sind Feldmanns Arbeiten nur für den Augenblick gemalt. Sie verschwinden nach Ablauf der Ausstellung wieder und bleiben nur als fotografische Dokumentationen oder ideell in der Erinnerung der Ausstellungsbesucher erhalten.

Bei Alexander Wagner spielt die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Bildproduktion im Kontext von Malerei und Zeichnung eine besondere Rolle. Er erschließt dieses Feld in vielfältigen Medien, um deren bildnerischen Möglichkeiten und Grenzen zu erforschen. In seinen Arbeiten greift der Berliner Künstler zumeist auf eine Formensprache zurück, die zwischen Abstraktion und Figuration balanciert. Wagners Bilder wirken auf das Wesentliche reduziert, wobei die Farbe den zentralen Aufhänger darstellt. Zuletzt gewann die Technik der Wandmalerei im Werk des Künstlers zunehmend an Bedeutung. Dem orts- und architekturbezogene Malen kommt hier eine wesentliche Bedeutung zu. Räumliche Erfahrungen erhalten einen neuen Stellenwert und verändern und erweitern die visuellen Wahrnehmungsperspektiven.

Die deutsche Kunsthistorikerin Susanne von Falkenhausen schreibt über Feldmann und Wagner, dass die beiden nicht nur ein Spiel mit der Wahrnehmung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit treiben würden, „sondern auch mit dem Verhältnis von Fläche und Raum, Figur und Grund, Opazität/Undurchsichtigkeit und Transparenz. Wie verhalten sich zum Beispiel die Pinselstriche auf der Wand, die so breit sind, dass sie eher an das Vorgehen von Anstreichern denken lassen, die aber auch die Ästhetik gestischer Malerei aufrufen, zu den streng geometrisch geformten weißen Flächen – was ist vorne, was hinten, was Figur, was Grund? Apropos, Feldmann nannte eine ihrer Wandarbeiten 'drunter und drüber', oder, in einer Erweiterung um die dritte Schicht: 'Die Wand malt mit'.“

Friederike Feldmann und Alexander Wagner:
„Roter Faden grüner Zweig“
1. Juli bis 6. August 2022
Eröffnung: 30. Juni, 20.00 Uhr
Mi-So, Fe 15-18