Frage nach gesellschaftlicher Barrierefreiheit von Institution, Raum und Kunstdiskurs

SoiL Thorntons Werk entzieht sich einer Kategorisierung nach herkömmlichen Vorstellungen von Genre, Medium, künstlerischer Subjektivität, Biografie sowie geschlechtlicher und ethnischer Identität. Thorntons Kunst überwindet die Grenzen zwischen Medien und reicht von Malerei, Skulptur und Fotografie bis hin zur Installation. Die nüchternen Fakten: lebt und arbeitet in Brooklyn, New York; kann auf zahlreiche internationale Ausstellungen verweisen und ist selbst immer wieder als Kurator:in tätig.

In Thorntons Arbeiten und Ausstellungstiteln ist ein lustvolles Spiel mit Sprache und Bedeutung zu beobachten. Thornton bürstet Konventionen der Kunstwelt gegen den Strich, von der Medienspezifik bis hin zu Fragen der Markenbildung und Kommerzialisierung. Dabei wird untersucht, wie Kunstwerke in Umlauf gebracht werden und wie Künstler:innen zur Marke werden und mit ihrer öffentlichen Persona an Wert gewinnen können. Die Grenzen künstlerischer Medien und gewohnte Präsentationsformen neu zu verhandeln ist für SoiL Thornton ebenso wichtig wie Erwartungen und Vorstellungen zu unterlaufen, mit denen sich Individuen ‒ vor allem Künstler:innen ‒ konfrontiert sehen.

Für die Ausstellung "Choosing Suitor" in der Secession hat SoiL Thornton eine Reihe neuer Arbeiten geschaffen, die Fragen von Genderidentität aufgreifen und deren herkömmliche Zuschreibungen verwischen. Die Bandbreite reicht von Fotoserien über Malerei, Kompositionen mit erworbenen Materialien bis hin zu einer aufblasbaren Skulptur.

Diese maßgeschneiderte Arbeit trägt den Titel "Husband Chair" (SV) und versperrt den zentralen Eingang zum Ausstellungsraum. Die Dimensionen des Inflatable leiten sich einerseits von jenen des Raums, andererseits von der Körpergröße der jeweiligen Kuratorin / des jeweiligen Kurators ab. In der Secession zieht sich der prall mit Luft gefüllte Schlauch aus braunem Vinyl über fast die gesamte Breite des Raums und steht gut sichtbar knapp hinter den Glastüren. "Husband Chair" ist ein wiederkehrendes Element in Ausstellungen und Installationen von SoiL Thornton. Stets blockiert die Skulptur den Zugang zu einem Raum und verstellt den Blick hinein. Diese bewusste Setzung – das Schaffen einer einschränkenden Situation – beleuchtet ein Thema, das Thornton schon lange beschäftigt, nämlich die Frage nach der angeblichen gesellschaftlichen Barrierefreiheit von Institutionen, Räumen und Diskursen der Kunst.

Besucher:innen können die Ausstellung durch den Eingang an der Rückseite der Secession betreten.

SoiL Thornton wurde 1990 geboren und lebt und arbeitet in Brooklyn, New York.

SoiL Thornton
Choosing Suitor
15. September bis 12. November 2023

Die digitale Publikation ist unter https://secession.at/category/digital_publication gratis zum Download verfügbar.