Fondation Beyeler zeigt Arbeiten von Ferdinand Hodler

Die Fondation Beyeler zeigt als erstes Schweizer Museum eine umfassende Ausstellung zu Ferdinand Hodlers Spätwerk. Seine internationale Bedeutung für die Kunst der Moderne wird gerade in diesen letzten Schaffensjahren sichtbar. Hodler, der wie kein anderer Maler in seinen Gemälden das Bild und das Selbstverständnis der Schweiz prägte, war zugleich einer der wichtigsten Künstler des Übergangs vom 19. Jahrhundert zur Moderne. Die rund 80 Werke umfassende Ausstellung in der Fondation Beyeler konzentriert sich auf Hodlers Spätwerk (1913–1918).

Es werden Werke ausgestellt, die er in den letzten fünf Jahren seines Lebens gemalt hat. Damals musste der aus sozial schwierigen Verhältnissen stammende Künstler sich niemandem mehr beweisen: Er war wohlhabend und ein allgemein anerkannter Maler geworden. In seinen Gemälden greift er die grossen Themen seines Lebens und Schaffens noch einmal neu auf. Er stellt sie in Serien und Variationen dar: seine Auseinandersetzung mit dem Selbstporträt, die legendären Darstellungen der Schweizer Alpenwelt, seine Faszination für Frauen, den Tod und die Ewigkeit. Hodlers Werke werden immer radikaler und abstrakter.

Die Ausstellung setzt mit einem Dokumentationsraum ein, in dem nicht nur Hodlers Leben und sein Gesamtwerk gewürdigt, sondern auch die Fotografien gezeigt werden, die seine enge Freundin und Sammlerin Gertrud Dübi-Müller von ihm und seiner Familie am Tag vor seinem Tod machte. Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden Hodlers Landschaftsgemälde, besonders seine Nah- und Fernsichten auf die Alpen. Während seines letzten Lebensjahres war der lungenkranke Hodler kaum mehr in der Lage, sein Appartement in Genf zu verlassen. Vom Balkon seiner Wohnung aus, meist am frühen Morgen, malte er in immer wieder neuen Bildern den Blick über den Genfer See auf den Mont Blanc. Hier geht es um die Essenz der Malerei, um Farbe und Form und um die pantheistische Einheit der Natur. Hodler, der bis dahin in seinen Gemälden immer sehr stark die Kontur betont und vom Umriss aus gedacht hat, wird in diesen Landschaftsbildern zu einem Maler von Farbflächen. Die abstrakte Farbfeldmalerei eines Mark Rothko oder eines Barnett Newman kündigt sich an.

Besonders wichtig und ergreifend sind die Bilder, die das Leiden und Sterben seiner Geliebten Valentine Godé-Darel zeigen. Diesem Zyklus ist in der Ausstellung ein ganzer Raum gewidmet. Wohl niemals zuvor ist der Übergang vom Leben zum Tod mit ähnlicher Intensität und Radikalität künstlerisch umgesetzt worden. Parallel dazu entstand, durch unzählige Skizzen vorbereitet, die letzte Figurenbildkomposition Hodlers, Blick in die Unendlichkeit: Zu sehen sind fünf Frauen in tänzerischer Bewegung, deren Reihung ins Unendliche fortgesetzt werden kann. Es ist der Fondation Beyeler gelungen, nicht nur die grösste Version, die Basler Fassung, sondern auch die Variante des Gemäldes auszuleihen, die Hodler bei sich in seiner Wohnung behielt.

Ein besonderes Anliegen der Ausstellung ist es, Hodlers internationale Bedeutung als Vorläufer einer modernen Malerei zu zeigen. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit der Neuen Galerie, New York, entstanden. Seit Langem wurde Hodlers Werk erstmals wieder in den USA, in einem der renommierten Museen New Yorks, gezeigt.

Zur Ausstellung publiziert die Fondation Beyeler einen Katalog in deutscher und englischer Sprache. Die Ausgabe für den Buchhandel erscheint im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern. Der Katalog enthält ein Vorwort von Sam Keller und Ulf Küster, Essays von Oskar Bätschmann, Sharon Hirsh, Ulf Küster, Jill Lloyd und Paul Müller sowie einen Exkurs von Peter Pfrunder. Die Publikation umfasst 212 Seiten, ca. 200 Abbildungen und ist im Museum für 68 CHF erhältlich (ISBN 978-3-906053-05-9, Deutsch; ISBN 978-3-906053-06-6, Englisch).

Ferdinand Hodler
27. Januar bis 26. Mai 2013