Exotik Verführung Glamour

Sinnlich, verletzlich, selbstbewusst - Frauen im schillernden Reichtum ihrer Charaktere sind das dominante Thema der Plastiken der Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider. Zwischen 1885 und 1938 bringt die Firma rund 10.000 Modelle auf den Markt – ausgeführt meist in Keramik, daneben auch in Metall und Kunststein. Sie treffen den Geschmack eines großen Publikums. Bündeln in sich Sehnsüchte, Leichtigkeit , Eleganz und Glamour. Führen in Grenzbereiche zwischen Kunst und Kitsch, in das Zwielicht von Tanz, Theater, Film und mondänen Leben.

Das Unternehmen mit seinen Niederlassungen in Leipzig, Paris und Florenz beteiligt sich erfolgreich an großen Ausstellungen und Messen. Innovative technische Verfahren, Variationen in Material, Größe und Bemalung, vor al lem aber ein sicheres Gespür für den Zeitgeist sichern der Goldscheider-Serienware weltweite Popularität und Verbreitung.

Leipzig ist für die Wiener Manufaktur ein wichtiger Ort für den Vertrieb. Bereits 1887, zwei Jahre nach der Firmengründung, stellt Goldscheider erstmals auf der Leipziger Messe aus. Bald darauf beginnt die Firma beim Leipziger Musterschutzamt ihre Erzeugnisse anzumelden. Als mit dem "Städtischen Kaufhaus" das erste Mustermessehaus der Welt entsteht, sichert sich Friedrich Goldscheider am Neumarkt/Ecke Gewandgässchen ein geräumiges Erdgeschoss-Ladengeschäft in bester Lage, das zur Ostermesse 1894 erstmals genutzt wird. Im Gegensatz zur auf die Messezeiten beschränkten Nutzung der meisten Räume des Hauses ist Goldscheider ganzjährig präsent.

Das "große, hohe und helle Local" gleiche einer "Kunstausstellung nach Inhalt und Arrangement" und sei das "Sensationsstück" der Messe, heißt es sogleich in der Presse. Alle Innovationen der Firma sind hier zu sehen: 1904 die figuralen Objekte für elektrische Beleuchtung, 1905 die ersten "Fayencen". 1913 erhält das Unternehmen die Goldmedaille der Internationalen Baufach-Ausstellung Leipzig. An der großen Schau "Europäisches Kunstgewerbe 1927“ im Grassimuseum ist es als Teil der österreichischen Auswahl vertreten.

Als Marcell Goldscheider eine eigene Firma gründet, stellt auch diese in Verbindung mit dem österreichischem Werkbund zur Frühjahrsmesse 1929 in der Pfeilerhalle des Grassimuseums aus. Mit dem Nazi-Regime kommt das schrittweise Aus für das jüdische Unternehmen Goldscheider. 1935 muss das Geschäft im Städtischen Kaufhaus abgegeben werden. 1938 wird im Zuge der Arisierung des Wiener Stammhauses auch die Leipziger Niederlassung amtlich gelöscht.


Exotik Verführung Glamour
Die Weltmarke Goldscheider
18. Juni bis 11. Oktober 2015